von Sandro Danilo Spadini
Andy Kaufman war ein ebenso begnadeter wie umstrittener Komödiant. Andy Kaufman trug bizarre Wrestling-Kämpfe gegen Frauen aus, er las stundenlang mit britischem Akzent aus «Der grosse Gatsby»
vor oder er schlüpfte in die Rolle des gnadenlos untalentierten Sängers Tony Clifton und beschimpfte sein Publikum aufs Übelste. Andy Kaufman war aber auch Star der NBC-Show «Saturday Night Live»
und der Sitcom «Taxi». In erster Linie war Kaufman aber eines: ein unberechenbarer Provokateur, von dem das Publikum nie wusste, was es zu erwarten hatte.
Mythos Kaufman
Als Kaufman 1984 erst 35-jährig starb, glaubten selbst seine engsten Vertrauten, dies sei lediglich ein weiterer seiner geschmacklosen Gags. Noch heute halten sich hartnäckige Gerüchte, Kaufman
hätte seinen Tod nur vorgetäuscht. Der zweifache Oscar-Gewinner Milos Forman («Amadeus», «Einer flog übers Kuckucksnest») hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, den Mythos Kaufman näher zu
beleuchten. In seinem neunten amerikanischem Film wirft der gebürtige Tscheche einen Blick auf eine faszinierende Karriere, die anfangs der Siebziger in einem kleinen New Yorker Club begann.
Obschon die Jugend des Komikers, der sich selbst immer schlicht als «Mann des Gesangs und Tanzes» sah, nur kurz gestreift wird, gelingt es Forman, nicht nur ein Bild des Künstlers, sondern auch
des Menschen Kaufmans zu zeichnen. Milos Forman zeigte bereits in «Amadeus» (1984) und zuletzt in «The People vs. Larry Flint» (1996) sein Faible für exzentrische Figuren der Geschichte. Beide
Filme wurden von Presse und Publikum begeistert aufgenommen und gehören längst zu den Klassikern in Sachen Filmbiografien. Dass das Kaufman-Porträt «Man on the Moon» einen ähnlichen Status erreichen wird,
steht gänzlich ausser Frage. Forman hatte sich zum Ziel gesetzt, eine möglichst realitätsgetreue Abbildung der Person Kaufman zu geben und holte sich zu diesem Zweck einige von dessen
langjährigen Weggefährten an Bord. So fungiert sein bester Freund Bob Zmuda als ausführender Koproduzent und Dany de Vito, Kaufmans Partner in der Sitcom «Taxi», produzierte den Streifen und
spielt obendrein Andys Agenten George Shapiro.
Herausragender Jim Carrey
Dass Forman mit «Man on the Moon» (der Titel bezieht sich übrigens auf einen Kaufman gewidmeten Song der Band R.E.M. aus dem Jahre 1992) erneut ein ganz grosser Wurf gelang, liegt in erster Linie
an Hauptdarsteller Jim Carrey. Carrey liefert in seiner zweiten ernsten Rolle (nach «The Truman Show») eine ganz und gar sensationelle Leistung ab und wurde völlig zu Recht mit dem
diesjährigen Golden Globe ausgezeichnet. Es ist absolut nicht nachvollziehbar, weshalb Carrey bei den Oscar-Nominierungen in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal umgangen wurde. Zwar werden nicht
alle «Man on the Moon» mögen, dazu war Kaufmans Humor viel zu extravagant, doch alleine Carreys Leistung rechtfertigt eigentlich die Ausgabe für ein Kinoticket.