von Sandro Danilo Spadini
Blaxploitation nannte sich in den Siebzigerjahren ein Genre, das, als afroamerikanischer Gegenpol zu dem von den Weissen dominierten Hollywood, grosse Erfolge zu verbuchen hatte. Die
herausragenden Figuren jenes Black Cinema hiessen Foxy Brown und Shaft. Foxy-Brown-Darstellerin Pam Grier gab 1998 in Quentin Tarantinos «Jackie Brown» ihr Comeback. Nun ist Shaft, gleichsam ein
schwarzer James Bond, an der Reihe.
Ärger in New York
Regisseur John Singleton macht sich daran, den Mythos des coolen, für Gangster und Frauen gleichermassen gefährlichen Detektivs wiederzubeleben. Der reanimierte Shaft ist in New York auf der Jagd
nach einem rassistischen Millionärssohn (Christian Bale), der einen Schwarzen zu Tode geprügelt hat. Um ihn festzunageln, gilt es, die einzige Zeugin des Verbrechens (Toni Collette) ausfindig zu
machen. Dabei kommen ihm allerdings ein durchgeknallter Latino-Gangster (Jeffrey Wright) sowie zwei korrupte Polizisten in die Quere. Um den Fall auf seine Weise zu lösen, quittiert Shaft
schliesslich seinen Dienst beim NYPD und ermittelt auf eigene Faust. Fortan fliegen die Kugeln und die markigen Sprüche nur noch so durch die Gegend herum. Die Figur Shaft ist neben dem Oscar
gekrönten Song von Isaac Hayes vor allem mit der Person Richard Roundtree verbunden. Als Zugpferd für das aufwendig produzierte Remake taugte dieser jedoch nicht. Nicht weiter schlimm, denn
Samuel L. Jackson («Pulp Fiction») scheint die Rolle wie auf den Leib geschrieben zu sein. Brillant agieren auch Jeffrey Wright (bekannt aus Julian Schnabels Meisterwerk «Basquiat»), Christian
Bale, der zuletzt (in der Schweiz leider nicht) in der hervorragenden Verfilmung von Brett Easton Ellis‘ Skandalroman «American Psycho» zu sehen war und die wunderbare Toni Collette (Oscar
nominiert für «The Sixth Sense»). Für angesprochenen Richard Roundtree schliesslich reichte es noch für eine Nebenrolle als Shafts Onkel.
Moralisch fragwürdig
Nebst der nahezu perfekten Besetzung fällt «Shaft» vor allem durch seine edle Optik auf. John Singletons Inszenierung steht ganz im Zeichen der Ästhetik. Diese steht zuweilen im
starken Kontrast zu den mitunter äusserst harten Gewaltszenen. Gemeinsam mit dem haarsträubend unlogischen Drehbuch bietet die auf diese Weise geförderte gewaltverherrlichende Haltung die
grösste Angriffsfläche. Wenn etwa die korrupten Polizisten anstatt verhaftet gleich erschossen werden und Shaft dies lakonisch mit den Worten «It’s Giuliani-Time» kommentiert, tritt das durchaus
subtile politische Statement in den Hintergrund zulasten eines Aufrufes zur Selbstjustiz, der sich im Film in toto wiederfindet. Dessen ungeachtet, ist John Singleton aber ein recht
unterhaltsamer, mit reichlich Action gefüllter Film geglückt, dem vielleicht etwas mehr Selbstironie gut getan hätte. Ob er jedoch auch den zweifellos angestrebten Kultstatus erreicht, wird die
Zeit weisen.