von Sandro Danilo Spadini
US-Kritikerpapst Roger Ebert bezeichnet ihn als besten Film des vergangenen Jahres. Im Januar wurde ihm der Golden Globe für den Besten Film im Bereich Komödie verliehen und auch die Juroren der
Academy of Motion Picture Arts and Sciences nominierten «Almost Famous» gleich mehrfach für einen Oscar. Es muss also etwas dran sein an dem neuen Film von Cameron Crowe um einen 15-jährigen
Musikkritiker. Wir schreiben das Jahr 1973 und für Williams Mutter (Frances Mc Dormand) ist die Sache klar. Rock and Roll ist Poesie über Promiskuität und Drogen. Die warnenden Worte der
besorgten Mutter im Ohr stürzt sich der Teenager (Patrick Fugit) dennoch sehenden Auges ins Verderben und frönt seiner neuen Leidenschaft, indem er Rezensionen für die Schülerzeitung schreibt.
Hierbei wird er von einem bekannten Musikkritiker (Philip Seymour Hoffman) entdeckt, der ihn über Umwege zum anerkannten Rolling Stone bringt. Im Auftrag des Fachblatts soll er über die Tournee
der Band Stillwater schreiben, im Verlauf derer er sich sowohl mit dem Bandleader Russell (Billy Crudup) als auch mit der Anführerin der Groupies (Golden-Globe-Gewinnerin Kate Hudson)
anfreundet.
Liebevolle Figurenzeichnung
Gewiss, die Geschichte von «Almost Famous» als realitätsnahe zu bezeichnen, wäre bestimmt übertrieben. Dass coole Rockmusiker und fantastisch aussehende Groupies sich einem Milchgesicht wie
Patrick derart herzlich annehmen, scheint nicht gerade aus dem prallen Leben des harten Showbusiness gegriffen zu sein. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass das berühmteste Musikmagazin der
Welt einem 15jährigen eine Titelstory anvertraut. Dass «Almost Famous» trotz dieser und zahlreicher anderer Romantisierungen ein grossartiger Film geworden ist, verdankt er vor allem der
liebevollen Figurenzeichnung und dem Verständnis, das Regisseur Crowe seinen Protagonisten entgegenbringt. Auch bei den kritischen Zwischentönen des Films erhebt Crowe nie den Zeigefinger. Keine
Plädoyers gegen Drogen, aber auch keine Verharmlosung des ungesunden Rockstar-Lebens sind hier zu finden. Crowe wertet wohltuenderweise nicht, er bildet bloss ab.
Crowes Liebeserklärung
Cameron Crowe erarbeitete sich in den 90er-Jahren eine gewisse Reputation mit netten Filmen wie «Singles» und «Jerry Maguire». «Almost Famous», in welchem er persönliche Erfahrungen aus dem
Rockgeschäft verarbeitet, ist freilich seine bislang mit Abstand gelungenste Arbeit. In jeder der knapp 120 Minuten wird deutlich, dass Crowe wie William in erster Linie ein Fan ist und genau
dies ist es, was den Film so einzigartig macht. «Almost Famous» wird bestimmt nicht in die Geschichte der Musikdokumentationen eingehen, als eine der schönsten Liebeserklärungen an den Rock and
Roll ist ihm aber schon jetzt ein Platz in der Filmgeschichte sicher.