Von tollen Tricks und tödlicher Technologie

Den Machenschaften seines visionären Bosses  fällt ein Programmier-Genie im leidlich spannenden Computer-Thriller «Antitrust» zum Opfer – ein Film, der sich zwar mit modernster Technologie befasst, sich aber den herkömmlichen Regeln seines Genres bedient.

 

von Sandro Danilo Spadini

«Die Welt der Technologie ist eine binäre», lässt uns gleich zu Beginn von Peter Howitts neuem Thriller «Antitrust» der smarte Hightech-Guru Gary Winston (Tim Robbins) wissen. «Man ist entweder eine Eins oder eine Null.» So die schlichte Philosophie des Bosses des Software-Konzerns N.U.R.V., der mittels eines neuartigen Systems die Kommunikationsbranche revolutionieren will. Um seine ehrgeizigen Pläne zu realisieren, holt sich Winston den genialen, ihn anhimmelnden Jung-Programmierer Milo (Ryan Phillippe) mit ins Boot. Milos anfängliche Faszination für seinen grosszügigen Mentor nimmt jedoch rapide ab, als er merkt, dass etwas faul ist im Staate N.U.R.V.. Bald muss der verhätschelte Zögling nämlich erkennen, dass sein Boss für die Durchsetzung seiner Ziele über Leichen geht.

Schwaches Drehbuch

Mit der erfrischenden Liebeskomödie «Sliding Doors» landete Regisseur Peter Howitt 1998 einen Überraschungserfolg. Seinem Nachfolger «Conspiracy.com» geht leider exakt dieses erfrischende Element ganz entschieden ab. Zu sehr orientiert sich Howitt an den genreüblichen Mustern, die man aus Filmen wie «Devil’s Advocate» oder vor allem «Die Firma» bereits zur Genüge kennt – mit dem Unterschied, dass die geschniegelten Anwälte in ihren Designer-Anzügen durch schlecht frisierte und noch schlechter gekleidete Computer-Freaks ersetzt wurden. Ärgerlich ist zudem, dass das Drehbuch von «Conspiracy.com» weit von der kühnen, aber grosso modo nachvollziehbaren Logik etwa der Grisham-Vorlage von «Die Firma» entfernt ist und noch mehr Mängel aufweist als die letzte Windows-Version.

Bewährtes und Altbekanntes

Da bei Filmen dieser Art der finale Sieg des Guten quasi vorausgesetzt werden kann, kommt der Frage, wie es denn dazu kommt, entscheidende Bedeutung zu. Peter Howitt hat diesbezüglich durchaus einige mehr oder minder verblüffende und teilweise auch gelungene Wendungen in petto, doch setzt sich leider auch hier zumeist das Bewährte durch. Und die Moral der recht reizlos inszenierten Geschichte ist dann schliesslich ganz nach dem Geschmack Hollywoods. Doch es gibt auch Lichtblicke. So einer ist neben den talentierten Jungstars Ryan Phillippe, Claire Forlani und Rachel Leigh Cook zum Beispiel Tim Robbins, der in der Rolle des skrupellosen Firmenbosses Winston eine seiner besseren Leistungen zeigt. Winston ist ganz unzweifelhaft Bill Gates oder zumindest ein «Homo Gates». Mit Brille und Frisur wurde der ohnehin schon augenfälligen Ähnlichkeit auch optisch noch ein wenig nachgeholfen, damit auch wirklich jeder versteht, wer hier gemeint ist. Ob das besonders originell ist, bleibt dahingestellt, zumal sich «Antitrust» aufgrund der wenig glaubhaften Handlung nur schwerlich als zeitkritischen Kommentar verstehen lässt. Immerhin schafft er es aber, bisweilen einigermassen flott zu unterhalten und dann und wann auch so etwas wie Suspense aufkommen zu lassen.