von Sandro Danilo Spadini
«Was ist bloss los mit Robert De Niro?», fragt sich immer öfter der geneigte Filmfreund. Braucht der Mann etwa Geld? Anders sind die jüngsten Irrungen des einstigen Garanten für hochwertige
Kinounterhaltung eigentlich nicht zu erklären. In nicht weniger als sechs Filmen wirkte De Niro in den letzten beiden Jahren mit – eine insbesondere für einen älteren Schauspieler, der Gefahr
läuft, sich mit der Zeit beim Publikum abzunutzen, äusserst ungesunde Omnipräsenz. Wenn man dann auch noch so fahrlässig bei der Rollenwahl verfährt wie De Niro kann das durchaus einen
Karriereknick zur Folge haben.
Unerfolgreich und unwürdig
Dass Frank Oz' Caper-Movie «The Score» trotz der Vereinigung von drei der herausragendsten Schauspieler ihrer jeweiligen Generation (neben De Niro Marlon Brando und Edward Norton) so enttäuschend
geriet, war vielleicht noch Pech. Aber was hat ein Robert De Niro in einem albernen Filmchen wie «The Adventures of Rocky & Bullwinkle, das es hierzulande nicht einmal in die Kinos schaffte,
zu suchen? Was ist bloss in ihn gefahren, in einem pathetischen Schund wie «Men of Honor» oder einem stümperhaften, widerwärtigen Machwerk wie «15 Minutes» mitzuspielen? Eine leidlich gelungene
Komödie wie «Meet the Parents» ist ob solcher Missgriffe nachgerade als Highlight hervorzuheben. Nun also spielt De Niro an der Seite der Knallcharge Eddie Murphy in «Showtime». Skepsis ist angebracht.
Unkomisch und uninteressant
Die beiden Superstars spielen zwei – wie es sich für ein echtes Buddy-Movie gehört – extrem gegensätzliche Polizisten, die bei ihrer Arbeit in den Strassen von Los Angeles für eine
Reality-TV-Show gefilmt werden. Für De Niro ist dies gleichsam eine Weiterentwicklung seiner Figur aus «15 Minutes», für Murphy einmal mehr ein Spielfeld, auf dem er sich wie in den «Beverly
Hills Cop»- und «48 Hrs.»-Filmen als geschwätziger Cop über die Runden kalauern kann. Selbstverständlich steht die Annäherung der beiden Protagonisten ebenso im Vordergrund wie allerlei
(Un-)komisches im Umgang mit den karrierebesessenen Medienprofis. Nebenher haben die frischgebackenen TV-Stars aber auch noch einen völlig uninteressanten Fall zu lösen, der Regisseur Tom Dey
(«Shanghai Noon») die Gelegenheit für ein bisschen Rumgeballere und ein paar Autoexplosionen gibt. Als Grundidee zu «Showtime» diente Produzent Jorge Saralegui Kevin Spaceys Figur in «L.A.
Confidential». Das Potenzial, das Saralegui darin sah, wurde von seinem Regisseur leider nicht annähernd ausgeschöpft. Anstatt satirischer Seitenhiebe auf das Medienzeitalter werden dem Zuschauer
abgeschmackte Gags, klischeehafte Verhaltensmuster und stumpfsinnige Action serviert. Zu den ganz raren Lichtblicken gehören da noch De Niros in einer Nebenrolle zu sehende Tochter Drena und
William Shatner als Berater, der in einer der wenigen amüsanten Szenen bezüglich De Niros Figur befindet, noch nie einen schlechteren Schauspieler gesehen zu haben. So schlimm steht es um den
echten De Niro freilich nicht. Nur bei seiner Rollenwahl sollte er fürderhin etwas vorsichtiger sein.