Travoltas wundersame Trickkiste

Ein allzu dreistes Drehbuch und eine etwas überambitionierte Inszenierung stören die Reunion des «Pulp Fiction»-Erfolgsduos John Travolta und Samuel L. Jackson im Thriller «Basic» empfindlich.

 

von Sandro Danilo Spadini

Für den Militärthriller «Basic» hat sich eine kleine Schar von zuletzt von der Erfolgsspur abgekommenen Exponenten des US-Kinos gleichsam zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengefunden. Regisseur John McTiernan («Die Hard») braucht nach dem Fiasko mit seinem völlig verpatzten «Rollerball»-Remake ebenso dringend einen Hit wie Hauptdarsteller John Travolta, der zuletzt mit Filmen wie «Battlefield Earth», «Lucky Numbers» oder «Domestic Disturbance» Flop an Flop reihte und allmählich Gefahr läuft, seine Starpower einzubüssen. Ganz so schlimm steht es um Samuel L. Jackson, seinen einstigen «Pulp Fiction»-Mitstreiter, freilich noch nicht. Doch auch Hollywoods wohl fleissigster Schauspieler, der seit dem Tarantino-Klassiker aus dem Jahre 1994 in nicht weniger als 28 Filmen mitgespielt hat, verzettelte sich in letzter Zeit ein ums andere Mal bei seiner Rollenwahl und musste etwa mit ansehen, wie das Publikum ihm bei zwei seiner letzten Projekte, der mässigen Actionkomödie «The 51st State» und Bob Rafelsons blasser Dashiell-Hammet-Verfilmung «The House on Turk Street», die Gefolgschaft verweigerte. Die dänische Newcomerin Connie Nielsen schliesslich reüssierte zwar nach «Gladiator» mit «One Hour Foto», weist mit ihrem Auftritt in William Friedkins künstlerischem Offenbarungseid «The Hunted» aber ebenfalls einen Schandfleck in ihrer jüngeren Filmografie auf.

Verzweifelt gesucht: Logik

Ein Hit käme dem Quartett McTiernan/Travolta/Jackson/Nielsen also nicht eben ungelegen. Mit «Basic», um es gleich vorwegzunehmen, wird ihnen ein solcher jedoch nicht beschieden sein. In den USA erntete der Militärthriller teils vernichtende Kritiken und spielte nur gerade etwas mehr als 26 Millionen Dollar ein, was knapp die Ausgaben für Travoltas Gage deckte. Als Hauptverantwortliche für den neuerlichen finanziellen und künstlerischen Fehlschlag müssen in erster Linie Regisseur McTiernan und Drehbuchautor James Vanderbilt ihren Kopf hinhalten, die ein wenig zu überambitioniert zu Werke gingen und letztlich doch nur die Geduld des Publikums überstrapazieren. Derweil McTiernans Inszenierung in so mancher Hinsicht zu viel des Guten will – zu düster, zu laut, zu aufdringlich –, gibt sich Vandernbilts Schreibe intelligenter, als sie ist: Bei einer Übung im Dschungel in Panama kommen der verhasste Sergeant West (Jackson) und vier seiner Schützlinge ums Leben. Zur Untersuchung des Falls wird der zwielichtige Verhörspezialist Hardy (Travolta) beigezogen, der mittels Befragung der beiden einzigen Überlebenden (Brian Van Holt und ein grossartiger Giovanni Ribisi) herausfinden soll, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. In Rückblenden schildern die beiden Soldaten immer wieder neue Versionen einer Geschichte, die zum Himmel und offenbar vom Kopf her stinkt: Immer weitere Kreise zieht die Verschwörung, in die auch hohe Militärs verwickelt zu sein scheinen. Oder womöglich nicht? Denn was wahr ist und was nicht, bleibt in «Basic» bis zur finalen Pointe und in Ermangelung auch nur einer Spur von Logik gar darüber hinaus ein Rätsel, an dessen Lösung man sich irgendwann nach der x-ten Wendungen mit nicht mehr allzu grossem Effort aufreiben mag.

Akzente durch Travolta und Jackson

Ungeachtet dessen und der nervigen Inszenierung ist McTiernan aber ein über weite Strecken durchaus unterhaltender Film gelungen, was hauptsächlich den beiden Hauptdarstellern geschuldet ist, die unbeirrt mit launiger Spielfreude agieren. Wenngleich die Reunion des «Pulp Fiction»-Erfolgsgespanns im Grunde ins Wasser fällt – Travolta und Jackson haben nur eine einzige gemeinsame Szene –, werden die Akzente in «Basic» von den beiden Stars gesetzt. Travolta läuft insbesondere in den Verhörszenen zu grosser Form auf, und seit Drill-Sergeant Hartman aus«Full Metal Jacket» hat kein Militärkopf mehr seine Untergebenen wüster zusammengestaucht als Jackson alias Sergeant West. Und so kommt «Basic» doch noch zu einigen wachen Momenten, die etwas Licht ins buchstäbliche Dunkel bringen, die jedoch nicht ausreichen werden, um den ins Schlingern geratenen Karrieren der kleinen Schicksalsgemeinschaft wieder neuen Auftrieb zu verschaffen.