von Sandro Danilo Spadini
Das Leben schreibt halt doch die besten Geschichten. Frank W. Abagnale, Jr. wird Ihnen das bestätigen. Doch Vorsicht: Dieser Mann würde Sie auch locker davon überzeugen, ihm Ihr gesamtes Hab und
Gut anzuvertrauen – und sich alsdann aus dem Staub machen. Frank W. Abagnale, Jr. hat während seiner wilden Zeit in den Sechzigern schliesslich schon ganz andere zum Narren gehalten. So etwa das
FBI, welches ihn in Person des hartnäckigen, verbissenen Agenten Carl Hanratty jahrelang jagte. Mit Scheckbetrügereien ergaunerte sich Abagnale nämlich ein Vermögen von mehreren Millionen Dollar.
Darüber hinaus flog er für die Pan Am als Kopilot um die Welt, arbeitete als Arzt und Jurist. All dies bewerkstelligte er im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, und zwar selbstredend ohne eine
entsprechende Ausbildung zu haben.
Warten auf Leo
Pläne für eine Verfilmung von Abagnales bereits 1980 erschienenen Autobiografie «Catch Me if You Can» gab es schon länger, Steven Spielberg hat nun Nägel mit Köpfen gemacht. Ursprünglich wollte er bloss produzieren;
Regie sollte Gore Verbinski («The Mexican») führen. Als der schon fest als Hauptdarsteller eingeplante Leonardo DiCaprio aber aufgrund von Verzögerungen am Set von Martin Scorseses «Gangs of New
York» nicht rechtzeitig zur Verfügung stand, musste Verbinski aussteigen. So übernahm Spielberg das Kommando halt selbst und verpflichtete frei nach dem ihm schon immer eigenen Motto «Klotzen
statt Kleckern» an Stelle des ebenfalls abgewanderten James Gandolfini gleich noch den zweifachen Oscar-Preisträger Tom Hanks für die Rolle des FBI-Manns Hanratty.
Todsicherer Hit
Die Turbulenzen im Vorfeld und der Termindruck mit bloss 56 Drehtagen haben sich aber in keiner Weise negativ ausgewirkt. Locker und beschwingt, bunt wie ein Bonbon und luftig-leicht wie Popcorn,
entwaffnenden Charme versprühend und mit einem gewissen Augenzwinkern in Sechziger-Nostalgie schwelgend, kommt Spielbergs neustes Werk daher. Keine Spur mehr von der Ernsthaftigkeit und der
zeitweiligen Verkrampftheit, die noch seine letzten Filme auszeichneten. «Catch Me if You Can» ist eher als eine unaufgeregte Fingerübung zu werten, bei welcher der Spass, den alle Beteiligten
beim Drehen zu haben schienen, ähnlich wie bei Soderberghs «Ocean’s Eleven» nahtlos auf das Publikum übergeht. Dass dabei ironischerweise der beste Spielberg-Film seit langem herausgekommen ist,
liegt sicherlich auch daran, dass der Meister der Special Effects für einmal nicht mit seiner Trickkiste nervt und sich aufs Regieführen konzentriert. Überdies hat seine Crew – angefangen beim
wunderbaren Comic-Vorspann, über den Soundtrack bis hin zum Kostüm- und Produktionsdesign – ganze Arbeit geleistet. In DiCaprio hat Spielberg schliesslich eine alles beherrschende Persönlichkeit
an Bord. Derweil sich Hanks in Zurückhaltung üben muss, nutzt der «Titanic»-Star «Catch Me if You Can» zu einem fulminanten Comeback nach längerer Leinwand-Abstinenz. Wenn dann auch noch Leute
wie der einmal mehr überragende Christopher Walken, der französische Star Nathalie Baye und die beiden hoch veranlagten Newcomerinnen Amy Adams und Jennifer Garner eine lupenreine Traumbesetzung
vervollständigen, ist ein todsicherer Hit quasi vorprogrammiert.