von Sandro Danilo Spadini
«Sandra ist attraktiv, sexy, glaubwürdig, komisch und romantisch.» «Hugh ist nicht nur ein hochbegabter Komödiant, sondern auch ein unglaublich fähiger Schauspieler.» Wie Hugh Grant und Sandra
Bullock sich gegenseitig mit Komplimenten überschütten, klingt zunächst nach dem üblichen Blabla, das bei der Promotion von (Hollywood-)Filmen jeweils zu hören ist. Schaut man sich jedoch ihren
ersten gemeinsamen Film an, die romantische Komödie «Two Weeks Notice», kommt der Verdacht auf, dass die beiden das wirklich ehrlich meinen. Hugh Grant und Sandra Bullock scheinen sich
tatsächlich zu mögen, anders ist die absolut perfekte Chemie zwischen dem englischen Hallodri und der bodenständigen Deutsch-Amerikanerin eigentlich nicht zu erklären.
Idealistin trifft Playboy
«Ein Chef zum Verlieben» lautet der nicht übermässig kreative deutsche Verleihtitel von «Two Weeks Notice». Auch die Geschichte von Marc Lawrences (Drehbuch zu den Bullock-Hits «Miss
Congeniality» und «Forces by Nature») Regiedebüt ist kein Feuerwerk an Originalität: Die ebenso idealistische wie intelligente Anwältin Lucy heuert in der Firma des schwerreichen Playboys George
an, um aus ihm einen besseren Menschen zu machen. Es entwickelt sich eine Beziehung, die weit über das rein Berufliche hinausgeht. Bald schon muss Lucy ihren wenig entscheidungsfreudigen,
phlegmatischen Chef von seinem Liebesleben bis zu seiner Garderobe in allen wichtigen und nicht so wichtigen Fragen des Lebens beraten. Als George den Bogen schliesslich überspannt, reicht Lucy
die Kündigung ein. Aber hoppla! Urplötzlich wird den beiden bewusst, was sie am anderen haben. Sehen da etwa wieder einmal zwei den Wald vor lauter Bäumen nicht? «When George Met Lucy» könnte der
Untertitel von «Two Weeks Notice» in Anlehnung an eine der besten romantischen Komödien aller Zeiten lauten.
Stärken optimal genutzt
Was genau in «Romcoms» (Hollywood-Jargon für romantic comedies) geschieht, ist eigentlich bloss von marginalem Interesse. Wichtig ist vielmehr, wie die Skripts geschrieben sind, und diesbezüglich
hat Hugh Grant bei der Auswahl seiner Rollen schon immer eine besonders gute Nase bewiesen. Grants Romcoms gehörten stets zum Besten, was dieses Genre zu bieten hat. Weniger Glück hatte zuletzt
Sandra Bullock, die zwar einige ihrer jüngsten Filme – so auch den neusten – mit ihrer eigenen Firma Fortis Films produzierte, doch nur selten einen Treffer landen konnte. Die mit spritzigen
Dialogen und einer guten Portion Slapstick gewürzte Komödie «Two Weeks Notice» ist nun ein wohl eher ein schwächerer Hugh-Grant-Film, dafür aber einer der besseren Sandra-Bullock-Filme. Regisseur
Lawrence, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat gut daran getan, seinen Erstling so zu konzipieren, dass die Stärken seiner Hauptdarsteller optimal zum Tragen kommen. Diese
Stärken mögen vielleicht etwas einseitig verteilt sein, doch war auch ein Humphrey Bogart nicht gerade ein Ausbund an Vielseitigkeit. Ebenso wenig eine Marilyn Monroe. Trotzdem sind die beiden
bis heute Ikonen. In einem traditionellen Sinne sind dies auch Sandra Bullock und Hugh Grant. Und gemeinsam sind sie einfach unschlagbar.