Vertrauen erweckende Gentlemen

Im hochkarätig besetzten Krimi «Confidence» wird das Kino zwar nicht neu erfunden, doch das kurzweilige Verwirrspiel um Vertrauen und Verrat gefällt nicht zuletzt dank edler Optik und Wortwitz.

 

von Sandro Danilo Spadini

«Ich bin also tot», sagt die Stimme aus dem Off zum Auftakt. Tot? Eine nicht unproblematische Eigenschaft für einen Mann, der uns die Geschichte dieses Films erzählen soll, denkt sich der Laie, und der Experte wundert sich gar nicht und fügt sogleich mit wissendem Lächeln hinzu, dass solches – wie so vieles andere auch in diesem Film – in der Filmgeschichte auch schon an weit prominenterer Stelle vorgekommen sei. Kein Problem also. Und fürwahr! Schon wenige Sekunden später steht – oder besser gesagt: kniet – dieser smarte junge Mann auch schon wieder. Ein offenbar so gar nicht zum Spassen aufgelegter Zeitgenosse hält ihm allerdings eine Knarre an den Hinterkopf und fragt leicht gereizt: «Zieht jetzt dein Leben vor deinen Augen vorüber?» «Ehrlich gesagt, nur die letzten drei Wochen», antwortet unser geneigter Erzähler, und schon sind wir mittendrin in diesem rasanten, aber nicht zu rasanten, kurzweiligen Verwirrspiel namens «Confidence».

Der grosse Coup

Unser quicklebendiger Toter heisst Jake (Edward Burns) und ist einer von der ganz gerissenen Sorte, wie er uns bereits während des Vorspanns ganz unmissverständlich klarmacht. Die Dinger, die er mit seinen beiden Kumpels durchzieht, haben es aber auch wirklich in sich. Gentleman-Verbrecher könnte man die drei vielleicht nennen, zumal bei ihnen das Ganze ohne Blutvergiessen abläuft und sie vorzugsweise viel böseren Buben, als sie selbst sind, das schmutzige Geld aus den Armani-Taschen ziehen. Bei ihrem jüngsten Coup jedoch sind sie an den Falschen geraten, namentlich an den King (Dustin Hoffman), einen völlig überdrehten, unberechenbaren Gangsterboss, der selbstredend prompt Wiedergutmachung einfordert: Fünf Millionen Dollar gilt es zu erbeuten, und zwar von des Kings Erzfeind. Da weibliche Reize bei derlei Unterfangen schon des Öfteren von Nutzen gewesen sind, spannt Jake «Femme» Lily (Rachel Weisz) ein, die sich letztlich – gemäss Einführung zu Beginn – aber vor allem für ihn selbst als «fatale» erweisen wird. Oder etwa nicht? Denn so richtig tot ist dieser Jake ja wohl auch nicht. Oder etwa doch?

Wortwitz à la Mamet

Regisseur James Foley ist nicht der Mann, der sein Publikum bis dato mit allzu nachdrücklich in Erinnerung gebliebener Kinokost verwöhnt hat. 1986 drehte er zwar mit «At Close Range» schon einmal einen viel versprechenden Film, doch seither hat er bloss noch maue Durchschnittsware abgeliefert; einzige Ausnahme hierbei bildet die sagenhaft hochkarätig besetzte Verfilmung des David-Mamet-Stücks «Glengarry Glen Ross» (1992), in welcher sich u.a. Al Pacino, Jack Lemmon und Kevin Spacey in einem Fegefeuer der verbalen Boshaftigkeiten das Leben schwer machten. Just an Mamet gemahnt nun auch «Confidence». Abgesehen vom Wortwitz, der wenn nicht aus dessen eigener Feder, so doch wenigstens aus einem bereits einmal von ihm benutzten Schreibutensil stammen könnte, erinnert auch der Plot von Foleys neustem Werk an Mamet, insbesondere an dessen legendäres Regiedebüt «House of Games». Ganz so clever ist dann das Drehbuch von Doug Jung aber doch nicht, wie die etlichen, teils ein wenig ernüchternden «twists» zum Finale zeigen werden.

Zeitgenössischer Film noir

Gleichwohl gilt es, nicht vorschnell den Stab über «Confidence» und schon gar nicht über Foley zu brechen, zumal dieser seinem zeitgenössischen, Bewährtes durch Modernes variierenden Film noir mittels stimmiger Rot- und Grün-Töne eine äusserst edle Optik verleiht und mittels zwar betont hip sein wollender, aber nicht aufdringlich-protziger Spielereien wie Vor- und Rückblenden eine gewiss reizvolle Atmosphäre schafft. Das Manko der etwas zu laschen Figurenzeichnung, aufgrund welcher Sympathiebekundungen und Anteilnahme am Schicksal der Protagonisten schwer fallen, wird durch exzellente Darstellerleistungen insbesondere in den Nebenrollen durch Paul Giamatti, Andy Garcia und einem schon lange nicht mehr derart glänzend aufgelegten Dustin Hoffman ausgeglichen, derweil «leading man» Edward Burns das Maximale aus seinen eher bescheidenen Möglichkeiten herausholt und cooler ist, als die Polizei erlaubt. Und das, obwohl dieser Jake ja eigentlich tot sein müsste...