von Sandro Danilo Spadini
Die Elf, die Starregisseur Steven Soderbergh vor rund drei Jahren zu seiner amüsanten wie eleganten Fingerübung «Ocean’s Eleven» aufgeboten hatte, war mit so einigen «Galaktischen» bestückt,
stellte also quasi die Hollywood-Version von Real Madrid dar. Die Pendants zu Zidane, Ronaldo, Raúl, Figo und Roberto Carlos hiessen George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon, Andy Garcia und Julia
Roberts, und sie bildeten im Gegensatz zu Reals meist eher eigensinnigen Künstlern ein spielfreudiges und vor allem ein höchst erfolgreiches Ensemble, das stattliche 444 Millionen Dollar an den
Kinokassen einspielte. Eine derart eindrücklich und einträglich bekundete Zuneigung seitens des Publikums sollte natürlich nicht unerwidert bleiben, zumal sich auch die Stars inzwischen ganz lieb
hatten, was etwa die Gastauftritte von Pitt, Damon und Roberts in Clooney Regiedebüt «Confessions of a Dangerous Mind» belegen; folgerichtig wurden flugs Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet,
für die – getreu der Real-Devise, jedes Jahr einen neuen «Galaktischen» zu präsentieren – Soderbergh seine De-luxe-Elf mit Catherine Zeta-Jones um ein weiteres Zugpferd verstärkte. Und weil
Grösse in Hollywood noch immer eine Rolle gespielt hat, wurden als Gastspieler auch noch Vincent Cassel, Albert Finney und Bruce Willis eingekauft.
Gewinnend und sympathisch
«Ocean’s Eleven» war das Remake eines launigen Starvehikels für Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. aus dem Jahre 1960, in dem das Rat Pack zusammen mit acht weiteren Spiessgesellen
ein Las-Vegas-Casino ausnimmt. Am Originaldrehbuch und damit am Film an sich war Soderbergh indes kaum interessiert und übernahm daraus lediglich die Grundidee und die Titelfigur. Es war mehr die
locker-beschwingte Stimmung, diese unvergleichliche Coolness und die unnachahmliche Nonchalance von Sinatra und Co., die es zu übernehmen, aber – im Vertrauen auf die ebenfalls gewiss nicht zu
knappe Ausstrahlung seiner Stars – keineswegs zu imitieren galt. Umrahmt wurde das schauspielerische Schaulaufen von einer durchaus handfesten und spannenden «Heist-Story», in deren Verlauf
jeweils zunächst ein Team aus ehrenwerten Gentlemen-Verbrechern zusammengestellt, alsdann der Coup geplant und schliesslich ausgeführt wird. Bei der Fortsetzung, «Ocean’s Twelve», ist nun der Versuch, gleichsam ein «Rat
Pack light» zu etablieren, noch stärker akzentuiert. Fast schon Mythenbildung ist es, was es hier betrieben wird, und das ist grösstenteils ganz lustig anzuschauen. Dass darob die Handlung fast
gänzlich in Vergessenheit gerät, ist aber eigentlich nur deshalb gerade noch so zu verzeihen, weil diese Räuberbande wirklich sehr charmant und charismatisch ist. Denn was bei anderer Gelegenheit
und mit anderem Personal arg selbstverliebt wirken könnte, kommt hier vor allem sympathisch und gewinnend rüber.
Das Spassprinzip
Mit Hang zur Selbstironie und Selbstreferenz, bestens gelaunt und mit Liebe zum filmischen Zitat versucht die Startruppe erst gar nicht, den – im Gegensatz zum Vorgänger auch von Regie und
Drehbuch kaum mehr Beachtung geschenkten – Unterfangen ihrer Figuren etwelchen Ernst zu verleihen. Diese bestehen darin, in Europa einige Coups zu landen, um so dem in Teils eins gehörnten und
mittlerweile nach Vergeltung gierenden Casino-Manager die Deliktsumme samt Zinsen zurückerstatten zu können. Der Umstand, dass «Ocean’s Twelve» nicht mehr in der glitzernden Welt von Las Vegas,
sondern im mondänen Como, in Amsterdam und Rom spielt, bewirkt derweil einen gewissen Verlust an Wiedererkennungswert, den gerade Soderbergh selbst nicht zu kompensieren vermag. Eigentlich ein
sehr präsenter Regisseur, der bisweilen Filme dreht, die man im Louvre aufhängen könnte, hält sich dieser auffallend zurück und begnügt sich mit Bildern von eher durchschnittlicher Qualität. Mit
Arroganz oder Überheblichkeit hat es indes nichts zu tun, dass Filmkunst und Plot grob vernachlässigt werden; Soderbergh, experimentierfreudig wie eh und je, ging es wohl in erster Linie darum,
einen Film zu drehen, bei dem sich die Grenzen zwischen den Darstellern und ihren Figuren zunehmend auflösen. «Ocean’s Twelve» ist denn auch weniger Film als vielmehr Ereignis – eines freilich,
das nicht nur als kinematografisches Zeitdokument einen gewissen Wert besitzt, sondern des Öfteren auch mächtig Spass macht.