Frisch verliebt in Nicole

Die mit Nicole Kidman und Will Ferrell topbesetzte Komödie «Bewitched» ist die charmante und grösstenteils originell aufgefrischte Filmversion des Sechzigerjahre-Fernsehhits «Verliebt in eine Hexe».

 

von Sandro Danilo Spadini

Irgendwann wird die an akutem Kreativmangel leidende Nullrisikogeneration der Hollywood-Chefplaner ein grosses Problem haben. Denn irgendwann werden alle noch so schalen Hits sequelisiert, alle noch so ollen Kamellen rezykliert und alle noch so dünnen Comic-Heftchen adaptiert sein. Und irgendwann werden auch sämtliche Serienhits vom Flimmerkasten auf die grosse Leinwand transponiert sein. Noch aber ist es nicht so weit, noch müssen sich die beanzugten Kohlescheffler keinen Haxn ausreissen. Und so vermag das jüngste Studiogeflüster von der Front der kinotauglich zurechtgezimmerten TV-Hits denn auch nicht mehr wirklich zu verwundern: Jessica Alba hat zwar gerade dementiert, dass sie in «I Dream of Jeannie» als Geist aus der Flasche emporsteigen wird, gemacht wird das Ding aber wohl trotzdem; derweil soll laut englischen Medienberichten kein Geringerer als Brad Pitt für die anstehende «Dallas»-Kinofassung den lieben Bobby Ewing verkörpern; David Hasselhoff wiederum träumt zwischen seinen Meetings bei den Anonymen Alkoholikern von einem «Knight Rider»-Abenteuer mit Ben Affleck, und George Clooney hat sich für ein – vorläufig allerdings auf Eis gelegtes – «Magnum, P.I.»-Projekt vorsorglich schon mal Gedanken über den passenden Oberlippenbart gemacht.

Die gute Hexe

Einstweilen ist einmal der Neuaufguss des im hiesigen Sprachraum unter dem Titel «Verliebt in eine Hexe» gezeigten Sechzigerjahre-Hits «Bewitched» zu begutachten. Die dafür verantwortlich zeichnende Regisseurin und Drehbuchautorin Nora Ephron («Sleepless in Seattle») verfolgt hier immerhin einen (fast) neuen und (semi-)originellen Ansatz: Indem sie die turbulente Lancierung eines Remakes von «Bewitched» zum Thema ihres Films macht, nimmt die Komödienspezialistin einerseits ihren eigenen Anstrengungen die Verbissenheit und die Chance zu Ironie und Selbstreferenz wahr; andererseits ermöglicht sie es sich dadurch, den Geist der Vorlage mittels Nachspielen einiger prägnanter Szenen wiederaufleben zu lassen und gleichzeitig auf der so erschaffenen Ebene des hollywoodschen prächtig überzeichneten Filmstar- und Studioalltags neue Ideen einzubringen. Ein nonkonformistischer Wahnsinniger wie der zersauste Skript-Professor Charlie Kaufman hätte dieser Konstellation freilich ungleich Skurrileres abgewonnen, Ephron und ihre als Co-Autorin fungierende Schwester Delia machen daraus aber auch noch einen durchaus charmanten und vergnüglichen, wenn auch nicht restlos bezaubernden und behexenden Ritt auf dem Besen. Auf selbigen steigt – ein zweites Mal nach dem Flop «Practical Magic» – die göttliche Nicole Kidman als gute Hexe Isabel, die wie weiland die von Elizabeth Montgomery verkörperte Samantha aus dem Original der Hexerei abschwören will und schliesslich trotz Erfahrungsdefizit und Einwände ihres Hallodri-Vaters (Michael Caine) vom Remake-Team just für deren Rolle gecastet wird. Die ersten Schritte im mehr oder minder zaubertricklosen Leben sind für Isabel indes ungeahnt tricky, zumal sie sich obendrein den berufsspezifischen Scharmützeln, aber auch amourösen Avancen ihres von Profilneurosen und Karrierekrise geplagten Co-Stars Jack (seinen Part aus Woody Allens «Melinda and Melinda» ausbauend: Will Ferrell) stellen muss.

Darsteller als Plus

Wenngleich im Zusammenspiel von Kidman und Ferrell die Magie meist auf der Strecke bleibt, stellt das Personal vor der Kamera das grosse Plus von «Bewitched» dar. Mit zuckersüss naivem Schussel-Charme zaubert Kidman die Komikerin in ihr hervor und spielt ihre Isabel mit einer kruden und doch reizenden Mischung aus Marilyn Monroe und Harpo Marx, während Ferrell zwischen subtilerem Blödeln auch mal den Krawallklamauker rauslässt. Und wenn sich die beiden gerade mal eine schöpferische Pause gönnen, springen halt andere – wie die fleissig für ihr Comeback übende Leinwandlegende Shirley MacLaine – in die Bresche, ist doch auch die nichtigste Nebenfigur in dieser mit netten visuellen Effekten und gut sortierten Pointen gespickten Mainstream-Gaudi noch toll besetzt. Einzig der aus der US-Version der genialen BBC-Mockumentary «The Office» bekannte Aufsteiger Steve Carell patzt in der ausbaufähigen Rolle des Uncle Arthur. Dieser jedoch hat seinen Auftritt im ohnehin enttäuschenden Schlussdrittel, wo aus der gefälligen Komödie allmählich ein 08/15-Liebesfilm wird. Doch wenigstens weiss Ephron, wann sie Schluss machen muss, und beendet den zusehends seinen Zauber verlierenden Spuk nach knapp 100 Minuten einigermassen kurz und schmerzlos.