von Sandro Danilo Spadini
«Du schiesst so schlecht, wie du kochst, Schatz.» Keine Frage: Fallen Sätze wie dieser, ist es wohl zu spät für eine neuerliche Sitzung beim Ehetherapeuten. Finster und bedrohlich sind sie, die
Wolken über John und Jane Smiths einstigem Eheparadies, und wenn sie brechen, diese Wolken, dann regnet es längst nicht mehr süssen Nektar, sondern Kugeln. Vielleicht auch mal ein Hackbeil, eine
Handgranate oder, sozusagen im Kampf wider die Langeweile der schleichenden ehelichen Gewohnheit, durchaus auch den einen oder anderen gutbürgerlichen Faustschlag. Nun ist es aber nicht so, dass
die smithschen Eheleute rein gar nichts mehr füreinander übrig hätten, wie man ob ihres rabiaten Rosenkriegs mit Recht annehmen könnte. Nein, die Explosivität der Konfliktbewältigung im Hause
Smith rührt vielmehr von deren beruflichem Betätigungsfeld her: Beide arbeiten sie nämlich als Auftragskiller, dummerweise jedoch für konkurrierende Firmen – wobei keiner vom professionellen Tun
des anderen etwas ahnt. Und deshalb wird hier gelogen, bis sich die Balken biegen und der Haussegen schief hängt – und bis nach einem verunglückten Auftrag, bei dem John und Jane sich gegenseitig
auf die Füsse treten, offenbar wird, wie weh scheiden wirklich tun kann. Doch andererseits kann so ein krachendes Gewitter, so ein Kugelhagel ja auch reinigend sein für eine Beziehung...
Potenzieller Goldesel
Rau geht es in Doug Limans Actionkomödie «Mr. &
Mrs. Smith» zu, rau, laut, launig und rauflustig. Und dabei gibt dieses Ehepaar Smith ein so bezauberndes (Hochglanz-)Bild ab, wird es doch verkörpert von Brad Pitt und Angelina Jolie – von
einem Adonis und einer Venus, die sich hier, in edle Kluft gehüllt und tipptopp frisiert, abermals von ihrer appetitlichsten Seite präsentieren und sich dergestalt gestylt perfekt in dieses
Spektakel des guten Geschmacks einfügen. Die Vorzeichen des potenziellen Sommerhits «Mr. & Mrs. Smith», der im Übrigen nichts mit Alfred Hitchcocks gleichnamiger Screwball-Comedy von 1941 zu
tun hat, waren freilich ohnehin recht günstig. Zumal sich Regisseur Liman bislang ebenso als sicherer Wert erwiesen hat wie der jüngst gerade auch in humorvolleren Rollen auffällig gewordene
Pitt, derweil Jolie nach zahllosen Flops doch ein wenig unter Druck stand, was sich wiederum nur positiv auf ihre Motivation auswirken konnte. Da nun alle diese drei Hauptakteure noch ein
bisschen mehr machen, als bloss Dienst nach Vorschrift zu leisten, ist aus «Mr. & Mrs. Smith» denn auch mehr als ein blosses Starvehikel geworden, das zum Goldesel mutieren soll. Die Kohle,
die die Macher mit dieser leicht verdaulichen Kost zweifellos scheffeln werden, dürfen sie jedenfalls gerne ohne Anflug eines schlechten Gewissens verprassen.
Gutes Augenmass
Einen Extra-Abschnitt in der Laudatio hat sich dabei sicherlich Doug Liman verdient, der schon zuvor im komödiantischen («Swingers») wie auch im actionlastigen («The Bourne Identity»)
Lobenswertes vollbracht hat und diese beiden Genretypen hier souverän miteinander verbindet. Auch wenn aus diesem Mann wohl nie ein Scorsese werden wird – für diese Art von Film ist Liman genau
der richtige Mann. Denn gänzlich ambitionslos ist er ja auch nicht. So begnügt er sich anders als so mancher vor den allgewaltigen und allmächtigen Studiobossen brav Männchen machende Kollege
begrüssenswerterweise nicht damit, das blosse Pflichtprogramm herunterzuspulen, das darin bestehen würde, seine beiden götterhaft schönen Protagonisten ins rechte Licht zu rücken und ein paar
nette und ein paar zu viele Spezialeffekte abzufackeln. Wie schon in «The Bourne Identity» demonstriert er vielmehr ein sicheres Augenmass für die Dosierung und Platzierung von Krawummigem und
zieht darüber hinaus noch ein, zwei visuelle Schmankerl aus seinem gut gefüllten Köcher. Und den rechten Schmäh hat dieser Kerl ohnehin weg, wie etwa anhand einer Autoverfolgungsszene beobachtet
werden kann, die dem Begriff «Actionkomödie» eine neue Dimension gibt. Kein Wunder also, sprühen auch die Herrschaften Pitt und Jolie nur so vor Spielfreude, sodass der Funke unter Trommelwirbel
zündet und direkt auf das sich vergnügt die Augen reibende, das Zwerchfell überbeanspruchende und eingedenk all des zuletzt über anderen Mainstream-Produktionen verschluckten Popcorns fast schon
staunend zurückbleibende Publikum überspringt.