Schales Schäferstündchen

Sharon Stone versucht in «Basic Instinct 2» verzweifelt wie vergeblich ihre Karriere neu zu lancieren und gibt sich trotz körperlicher Topverfassung damit nachgerade der Lächerlichkeit preis.

 

von Sandro Danilo Spadini

14 Jahre ist es her, dass Sharon Stone und Michael Douglas in «Basic Instinct» zusammen schwitzten, sich ihre Rücken zerkratzten und den, ähm, Geschlechtsakt des Jahrhunderts vollzogen. Ihre mörderische Bettakrobatik unter Einbezug garantiert lusttötender Toys löste damals einen regelrechten Erotikthriller-Boom aus, der so manchen stümperhaften Nachahmer hervorbrachte. So behelligte etwa Madonna einen in «Body of Evidence» mit ihrer Vorliebe für Kerzenwachs; Bruce Willis fühlte sich in «Color of Night» bemüssigt, aller Welt seinen Willy zu zeigen; und Sharon Stone selbst bemühte sich in «Sliver» unter erneut vollem Körpereinsatz, ihren just erworbenen Status als Sexgöttin zu festigen – was freilich grad im doppelten Sinne nicht nötig gewesen wäre. Denn wenngleich «Sliver» ein Fiasko war und sie auch danach fast nichts mehr gerissen hat, weiss noch heute jedes Kind, dass Frau Stone eine ganz Fesche ist. Damit das so bleibt und auch die mit Britney und J.Lo gegenüber dem anderen Geschlecht aufgeschlossen gewordenen Männer in spe gerne mal der Stone gedenken, bedarf es allmählich aber wieder einmal frischer Überzeugungsarbeit. Im Kampf gegen das Vergessen hat die 48-Jährige deshalb die Reissleine gezogen: Mit «Basic Instinct 2» kehrt Stone (IQ: 154) nach einer Stippvisite bei Jim Jarmuschs «Broken Flowers» als Eispickel-fixiertes Schriftstellerinnen-Luder auf die Leinwand zurück und präsentiert sich dabei – inzwischen notabene mit Slip – in körperlicher Topverfassung. Wenig gestört hat sie beim Relaunch der Marke Stone offenbar, dass weder Regisseur Paul Verhoeven noch Drehbuchautor Joe Eszterhas und schon gar nicht der einstige Co-Star Michael Douglas Lust auf die schon vor Jahren angekündigte, zigfach verschobene, aber leider nie aufgehobene Reunion verspürten. Denn Stone braucht einen Hit, sie braucht «Basic Instinct 2».

Durchtriebene Spielchen

Ihre Catherine Tramell geht diesmal nicht in San Francisco, sondern in London auf die Jagd. Bereits nach dem Vorspann hat sie mit Fussballstar Kevin (Ex-Liverpool-Crack Stan Collymore!) ihren ersten Lustknaben ins Jenseits befördert: Das fingerfertige Sexspiel während des Fahrens mit massiv überhöhter Geschwindigkeit trübt ihre Sinne, der Sportwagen landet in der Themse, Sportsfreund Kevin ertrinkt in der selbigen. Catherine wird angeklagt, der überkorrekte Gerichtspsychologe Michael Glass (David Morrissey) muss nun die geistige Fitness der rasenden Raubkatze evaluieren. Für das Gericht kommt Glass zum Schluss, dass Catherine «risikoabhängig» ist, für sich selbst, dass dies eine ist, mit der er gerne mal in die Kiste steigen möchte – was er dann etwas später als früher auch tut. Der Rest ist vorprogrammiert und mitunter fast eins zu eins vom Vorgänger übernommen: Catherine, wieder auf freiem und edel beschuhtem Fuss, treibt es mit allem und jedem, spielt alle gegen alle aus, treibt ihre schlüpfrigen Spielchen mit jedem und vor allem mit dem zunehmend die Contenance verlierenden Dr. Glass. Und in ihrer Freizeit schreibt sie einen Roman mit dem steifen Psychologen als Protagonisten.

Kultig schlecht

Das sich konsequent psychologischer oder sonstiger Spannung enthaltende, dafür aber vor Ungereimtheiten und Inkonsistenz förmlich explodierende Skript erscheint wie die Klassenarbeit von nicht übermässig talentierten erstsemestrigen Drehbuchazubis. Sich hoffnungslos gestelzter Dialoge befleissigend, stottert sich unter der gar glatten Regie von Michael Caton-Jones («The Jackal») zudem ein jedweden Schauspieltalents gänzlich unverdächtiges Ensemble über die Runden: Derweil der völlig überforderte Morrissey, dem spielzeittechnisch die Hauptrolle zufällt, nicht nur schrecklich fad, sondern auch reichlich unsympathisch rüberkommt, wirken Stones Bemühungen um Sexyness krampfhaft bis verzweifelt. Da können auch gute zwei Dutzend Kostümwechsel, neue Sexspielzeuge und ein höchstmögliches Körper- und Selbstbewusstsein nicht mehr helfen: Der laszive Blick gefriert bald zur Grimasse, der «Dirty Talk» bleibt leeres Versprechen, und die – ohnehin dünn gesäten und kurz gehaltenen – Turnübungen zwischen den Bettlaken verkommen zu unfreiwillig komischen spastischen Zuckungen. Ebenso schlagen die nicht minder verzagten Anstrengungen von Regisseur Caton-Jones fehl, seinem bloss auf tiefstem Niveau unterhaltenden Film einen erotisch gewagten Gestus zu verleihen; viel verruchter als die Unterwäsche-Seiten im Jelmoli-Katalog ist das Ganze nämlich nicht. Dank extrem hohen Trash-Faktors ist aber immerhin ein gewisses Kultpotenzial auszumachen. In die Flop 100 (aller Zeiten!) der ultimativen Film-Website imdb.com hat es «Basic Instinct 2» jedenfalls schon mal locker geschafft, und die «Goldene Himbeere» wirds wohl auch setzen. Da kann Frau Stone noch so (über-)motiviert mit dem Eispickel rumfuchteln.