Das Kreuz mit dem unerwünschten Hausgenossen

Statt das humoristische Element zu pflegen, setzen die Russo-Brüder in der biederen Komödie «You, Me and Dupree» ganz auf die Sympathiewerte ihrer stereotyp besetzten Hauptfiguren.

 

von Sandro Danilo Spadini

Bei romantischen Komödien mit Kate Hudson ist ja Vorsicht geboten. Goldie Hawns Tochter mag ja ein fesches Mädel sein und sehr wohl talentiert obendrein. Doch nach dem Durchbruch mit «Almost Famous» vor sechs Jahren war ihre Rollenwahl schlicht eine Katastrophe. Wo Hudson auf dem Filmplakat steht, ist meist nur warme Luft im Kinosaal. So auch bei ihrem neusten Versuch, auf den nach wie vor vakanten Thron der abgedankten Genre-Königin Meg Ryan zu steigen. «You, Me and Dupree» heisst dieser einhundertprozentig formelhafte Pseudo-Schwank, bei dem überdies die in dieser Hinsicht schon für etwas mehr Qualität bürgenden Pappenheimer Matt Dillon und Owen Wilson sowie der in letzter Zeit ebenfalls gerne zu scherzen beliebende Michael Douglas mitulken – oder dies zumindest versuchen. Streng nach Typen besetzt und einzig auf die Sympathiewerte der Stars setzend, handelt es sich hierbei nämlich um eine Komödie ohne Gags. Ein paar krampfhafte Versuche zu solchen sind zwar da, doch erinnern diese an Familienfeste, wo der Brechstangen-bepackte Nerv-Onkel jede Pointe so lange wiederholt, bis sich die Runde schliesslich doch noch ein mitleidiges Lächeln abringen lässt.

Gipfel der Biederkeit

Gar harzig geraten ist bereits der Auftakt. Sonnenschein und Gute-Laune-Musik wollen hier einen lebensgefährlichen Mangel an Pep kaschieren – ohne dies auch nur notdürftig zu schaffen. Wir lernen Carl (Dillon) und Molly (Hudson) kennen, die durchaus gegen den Willen von Mollys zynischem und steinreichem Unternehmervater (Douglas) gerade im Begriff sind, in Hawaii den Bund fürs Leben zu schliessen. Und wir treffen Dupree (Wilson), Carls chaotischen Kumpel, der als sehr bald unerwünschter, weil überaus dreister Hausgenosse das Leben der frisch Vermählten gehörig durcheinander wirbeln wird. Was das Drehbuch des Debütanten Mike LeSieur und die Regie der offensichtlich überforderten Gebrüder Joe und Anthony Russo («Welcome to Collinwood») dieser nicht gerade revolutionären, aber gleichwohl nicht unreizvollen Grundidee im Folgenden an Neuem abgewinnen, ist wohlgemerkt ein splitternacktes Nichts. Ohne jegliche Scheu vor abrundtiefem Mittelmass wird ein Pflichtprogramm heruntergespult, das selbst in den seltenen schlüpfrigen Momenten nichts als hausbacken und kreuzbrav wirkt. Da rennt kein Schmäh und blüht kein Flachs, stattdessen stottert der Motor und wuchert die Fadesse. Die Biederkeit dieser «Komödie» kulminiert dabei wenig überraschend in der Figur der porentief sauberen Kate Hudson, für die bereits das Abendland unter- und ihre Ehe bachab geht, wenn sie in ihrem Wohnzimmer eine Horde Bier trinkender und Chips mampfender Männer beim gemütlichen Football-Fernsehabend vorfindet. Solche Profanitäten passen nämlich nicht in das doch eher realitätsferne Männerbild von Molly, die sich als Lehrerin ganz lieb um sozial benachteiligte Kinder kümmert und auch sonst nur den Weltfrieden im Sinn hat. Verglichen mit ihr gehen jedenfalls selbst Meg Ryans Fitnessteller-fixierte Figuren noch als luderhaft lockere Vögel durch – was wiederum auf ein recht antiquiertes Frauenbild der Hollywood-Männer schliessen lässt.

Wo bleibt die Albernheit?

Michael Douglas hat von den in einer gewissen Beamtenmentalität gefangenen Machern derweil eine Rolle bekommen, die er im Schlaf spielen könnte – was er auch tut. Und Matt Dillon präsentiert sich nach seinem Oscar-nominierten Exploit in «Crash» wieder von der gewohnt unauffälligen Seite und leistet Dienst nach Vorschrift, wenn sich Carl nach Mollys Versöhnung mit Dupree in der zweiten Hälfte mit der obligaten Ehekrise konfrontiert sieht. Mühelos gestohlen wird die lahme und unsinnig lange Show denn auch von Owen Wilson, dessen dümmlich-naiver Charme wenigstens dann und wann einen Hauch von dringend benötigter Albernheit versprüht. Doch auch diese raren Momente der anspruchslosen Freude können nichts daran ändern, dass sich das alles insgesamt bloss wie ein Beschäftigungsprogramm für zeittotschlagende Stars ausnimmt.