von Sandro Danilo Spadini
«There’s shit in our meat»: Diese nicht eben neue, für einmal aber durchaus wörtlich zu nehmende Erkenntnis des CEO einer Schnellimbiss-Kette bildet in der Bestseller-Verfilmung «Fast Food Nation» den Ausgangspunkt für einen Trip in
die kühle Seele von «Corporate America» und ins weinende Herzen der US-Arbeiterklasse. Im Stile des grossen Gesellschaftskritikers John Sayles versucht Regisseur Richard Linklater («Before
Sunrise») hier auf für ihn neuem Terrain, die lose verbundenen Einzelschicksale eines runden Dutzends Handlungsträger in einen grösseren Kontext treten zu lassen und mannigfaltige Missstände auf
sozialer wie wirtschaftlicher Ebene aufzuzeigen. Zu diesem Zweck heftet er sich zunächst an die Fersen des gewissenhaften Marketing-Vizepräsidenten Don (Greg Kinnear), der von besagtem besorgtem
CEO zu den firmeneigenen Produktionsstätten nach Colorado entsandt wird, um Licht in die stinkende Sache zu bringen. Was Don dort vorfindet, ist dann der Fleisch gewordene Albtraum eines jeden
Lebensmittelkontrolleurs, Tierschützers, Gewerkschafters und Wettbewerbshüters. Anders als den Protagonisten und die im Schlachthaus beschäftigten mexikanischen Schwarzarbeiter vermag dies das
hinlänglich vorbereitete Publikum indes nicht gar so sehr zu bestürzen oder zu verblüffen. Im Unterschied etwa zur Tabakindustrie-Satire «Thank You for Smoking» kommen hier nämlich die
Denkanstösse zuvörderst in Form von Allgemeinplätzen und Binsenweisheiten, womit allenfalls dort ein Erfolgserlebnis erzielt wird, wo lächelnd die Zähne gezeigt werden. Wenn aber Linklater den
hilflosen Don von der Bildfläche verschwinden lässt und im etwas krampfhaften Bemühen, mit betont unprätentiösen «Human Interest»-Geschichten zu punkten, allmählich den Fokus verliert, schlittert
sein dialogintensiver und zusehends verbissener Exkurs endgültig in die Banalität. Zurück bleiben so lediglich die löbliche Absicht, das Proletariat zum Protest zu bewegen, einige schöne
Einzelaktionen, in denen das Können Linklaters aufblitzt, sowie eine Handvoll unterschiedlich gelungener Gastauftritte von Stars wie Bruce Willis, Ethan Hawke und der Sängerin Avril Lavigne.