Praktische Überlebenstipps aus den ewigen Jagdgründen

Die entbehrliche romantische Tragikomödie «P.S. I Love You» ist mit Hilary Swank und Gerard Butler eklatant fehlbesetzt und verblüfft mit einer abenteuerlichen Grundprämisse.

 

von Sandro Danilo Spadini

So unstrittig es ist, dass Hilary Swank grossartig schauspielern kann, so klar scheint es, dass sie nicht über jene Spezialfähigkeiten verfügt, die im Genre der romantischen Komödie gefragt sind. Da wenigstens Letzteres auch auf den «300»-Haudegen Gerard Butler zutrifft, stehen die Zeichen für die vom schreibenden Regisseur Richard LaGravanese («Freedom Writers») gefertigte Schmonzette «P.S. I Love You» schon mal schlecht. Und tatsächlich werden hier während über zweier Stunden so unnötige wie entwaffnende Argumente für obigen Befund geliefert, wiewohl zur Beseitigung allfälliger Restzweifel hinsichtlich Swanks und Butlers (Un-)Tauglichkeit in Sachen leinwandgerechten Schmusens, Schmollens, Schluchzens und Scherzens auch die noch vor den Vorspann gestellte erste Szene gereicht hätte.

Im Widerspruch gefangen

So werden wir in dieser ungewöhnlich langen Dialogsequenz Zeugen eines von der zweifachen Oscar-Preisträgerin und dem herb maskulinen Newcomer unentschlossen dargebotenen Disputs zwischen den irischstämmigen Eheleuten Holly und Gerry, wobei unser Blick mangels Ablenkung gezwungenermassen ganz auf das Spiel und das Zusammenspiel der beiden gerichtet ist. Es ist nacktes, auf diesem Niveau höchst rares schauspielerisches Grauen, was hier besichtigt werden kann. Und da sich im gemeinsamen Wirken von Swank und Butler überdies nicht einmal Spurenelemente der für diese Art von Film so unabdingbaren Chemie finden, wird es gleich doppelt schwer, das bald Folgende zu schlucken, das zu schlucken, ohnehin schon schwer genug gewesen wäre. Denn was LaGravanese respektive Cecelia Ahern, welche die Romanvorlage zu «P.S. I Love You» erstellt hat, hier als Grundprämisse ersonnen haben, ist selbst für eine Tragikomödie zu grundsätzlich widersprüchlich – für ein Genre notabene, das sich durch (scheinbar) Widersprüchliches konstituiert.

Mehr Schatten als Licht

Genau genommen ist «P.S. I Love You» also eine romantische Tragikomödie, zumal bereits in der auf den Vorspann folgenden Szene die Beerdigung des nach längerer Krankheit dahingeschiedenen Gerry läuft. Für den Film wäre das angesichts des gestörten chemischen Verhältnisses der beiden Leads an sich eine gute Sache, aber leider werden Swank und Butler noch weiter im Duett stümpern, scheint doch dieser Gerry nicht eben ein glühender Verfechter des Lola-Prinzips zu sein. Einen auf Patrick Swayze aus «Ghost» machend, schaut er nämlich immer wieder mal auf einen Sprung bei Holly vorbei – zwar nicht leibhaftig, aber doch immerhin in Visionen oder Träumen. Grund dafür sind nicht zuletzt die von Gerry offenbar im Krankenbett verfassten Briefe mit praktischen Überlebenstipps, die nach seinem Tod an Holly gesandt werden und ebendieser bei der Trauerarbeit und beim Loslassen helfen sollen. Dass der gesunde Menschenverstand einen genau gegenteiligen Effekt voraussagen würde, scheint hier derweil niemanden zu kümmern. Und damit ist neben der Schauspiel- auch schon die Plot-Ebene im Eimer. Was bleibt also noch? Zeitweilig über die dramaturgischen und darstellerischen Ungeheuerlichkeiten hinweg helfen einem einige schöne Kamerafahrten durch die Lower East Side oder über die irische Landschaft, in welche Gerry seine Holly mittels postumer postalischer Anweisung verfrachtet, sowie der typische New Yorker Wortwitz, der sich gerade bei der von der grandios aufgelegten Lisa Kudrow verkörperten Freundin Hollys voll entfaltet. Auch darf mit einer gewissen Freude vermerkt werden, dass sich «P.S. I Love You» generell kantiger präsentiert als vergleichbare Produktionen und nicht permanent in den Wolken schwebt. Nochmals tief ins Minus gezogen wird dieser letztlich aber gleichwohl entbehrliche Streifen von einer stattlichen Ansammlung extrem mühsamer Iren-Klischees, so langen wie unlustigen Karaoke-Einlagen, dem desaströsen Schauspieldebüt der Sängerin Nellie McKay als Hollys Schwester und gar viel Leerlauf in den sentimentalen Passagen. Zusammen mit der malträtierten Logik sowie Swanks und Butlers Inkompatibilität ergibt das dann doch ein allzu unstimmiges Bild.