von Sandro Danilo Spadini
Der Blick auf das Filmplakat von «Due Date» führt zu einem korrekten wie auch zu einem voreiligen Schluss. Korrekt ist, dass diese Rustikal-Humoriges verheissende Produktion demselben Regisseur
zugeschrieben werden muss wie der Vorjahresschlager «The Hangover». Voreilig ist, dass der neuste Streich von Todd Phillips die (bereits angekündigte) Fortsetzung des Golden-Globe-prämierten
Junggesellen-Stücks ist – mit diesem hat «Due
Date» neben der Plakatgestaltung und dem Zeremonienmeister in dem bärtigen Brocken Zach Galifianakis nur den einen Protagonisten gemein. In gänzlich neue Gefilde führt die Ausfahrt, die
Phillips dieses Mal genommen hat, deshalb aber mitnichten. Vielmehr brettert er hier wie vor zehn Jahren bei seinem Debüt «Road Trip» quer durch Amerika den höllischen Highway zum Comedy-Himmel
runter.
Kein Ticket für zwei
Eigentlich sollte in «Due Date» ja geflogen werden. Der Architekt Peter (Robert Downey Jr.) und der Möchtegern-Schauspieler Ethan (Galifianakis) sind auch schon in jenem Flieger, der den einen
heim zur schwangeren Gattin (Michelle Monaghan) und den anderen mitsamt der Asche seines Vaters auf zu neuen (Hollywood-)Ufern bringen soll. Weil die beiden Ungleichen und einander noch
Unbekannten sich dann aber ein erstes und sicher nicht letztes Mal zu heftig zanken, fliegt das Duo von Bord und die Maschinen ohne die beiden ab. Schlimmer noch: Der zugeknöpfte Peter und der
schmuddelige Ethan landen auf einer No-Fly-Liste – was heisst, dass der Trip von Atlanta nach Kalifornien definitiv nicht fliegend zurückgelegt wird. Aufgrund einer müssig zu erörternden Serie
von Unbilden enden die beiden zusammen in einem Mietauto; und in diesem werden sie ein «Cross-Country» bestreiten, das jenem von Steve Martin und John Candy im legendären John-Hughes-Schwank
«Planes, Trains & Automobiles» in nichts Chaotischem und Nervenzerfetzendem nachstehen wird. Überhaupt ginge «Due Date» recht eigentlich als Remake dieses bei uns als «Ticket für zwei»
bekannten Achtzigerjahre-Hits durch. Gerade die beiden Hauptfiguren sind quasi abgepaust von Martin und Candy: ein glücklich verheirateter Steifer als ungünstiger Quell von Nörgeleien und ein vom
Schicksal geschlagener Dicker als noch ungünstigerer Magnet für Desaströses. Identisch ist auch deren Verhältnis: Der Steife verzagt ob dem Dicken, der Dicke schmiegt sich davon unberührt an den
Steifen an. Und obwohl der dauerbekiffte Dauerwelle-Träger Galifianakis wie Candy stets der ist, der Gefährt und Gefährten gefährdet und so Zoff und Zunder zeitigt, ist auch ihm die Gunst des
Publikums gewiss – derweil Downey Jr. wie damals Martin mit der ganzen Macht seines gewinnenden Wesens gegen einen zünftigen Sympathie-Malus anspielen muss.
Schuldbewusstes Vergnügen
Galifianakis und Downey Jr. ergänzen sich mit ihren offenkundigen Gegensätzen und unterschiedlichen Fähigkeiten prima und sind jedenfalls würdige Erben von Candy und Martin. Und dass den beiden
noch Leute wie Jamie Foxx und Juliette Lewis zwischendurch Gesellschaft leisten, kommt dem Film gleichfalls zustatten. Da verträgt es auch die vereinzelten humoristischen Aussetzer, die bei
Mister Phillips eben auch einkalkuliert werden müssen – so fraglos ungustiös ein masturbierender Hund und ähnlich Infantiles auch sein mögen. In sehr viel höhere intellektuelle Humorsphären
klettert Phillips zwar auch ansonsten nicht. Doch kredenzt er mit «Due Date» abermals das, wofür er berühmt-berüchtigt ist: das, was man in seiner Heimat ein «guilty pleasure», ein
«schuldbewusstes Vergnügen», nennt. Ganz so günstig wie beim Vorgänger «The Hangover» ist das Verhältnis der beiden Komponenten notabene nicht. So ist das Vergnügen wegen der weit weniger
originellen Story gemindert, derweil das Schuldbewusstsein durch den ungleich höheren Blödelfaktor weiter genährt wird. Besserung naht freilich und ist auf Mai 2011 terminiert: Dann nämlich soll
die «Hangover»-Fortsetzung in die Kinos kommen.