von Sandro Danilo Spadini
Man kann die Besetzung eines Films natürlich auch so vornehmen: Anstatt schauspielerisches Vermögen oder Budgetüberlegungen als Grundlage zu wählen, castet man hechelnden Atems direkt ab den
Listen mit den «Sexiest Women Alive» der Hollywood-affinen Illustrierten respektive jenen mit den maskulinen Gegenstücken. Die Macher der Ensemble-Schmonzette «Valentine’s Day» scheinen just dieses
Alternativverfahren angewendet zu haben. Jessica Alba, Jessica Biel, Jennifer Garner, Anne Hathaway, Julia Roberts, Ashton Kutcher, Jamie Foxx, Patrick Dempsey, Bradley Cooper – jedenfalls ist
das eine noch illustrere und attraktivere Darstellerschaft, als sie im Vorjahr die konzeptionell ähnliche Produktion «He’s Just Not That into You» ins Liebesrennen schickte.
Diskrete Star-Auftritte
Wahrlich schöne Voraussetzungen hat man sich da also geschaffen, um am Tag der Blumenindustrie Horden von Liebestrunkenen in die Kinosäle zu locken. Warum man mit der inszenatorischen
Koordination dieses Mammutprojekts von allen Menschen aber den doch schon 75-jährigen «Pretty-Woman»-Regisseur Garry Marshall betraut hat, ist nicht wirklich einsichtig. Schliesslich hat dieser
zeit seines Schaffens selten die ganz dicken Stricke zerrissen. Im aufreibenden Job des Ensemble-Dirigenten ist Marshall denn auch umso überforderter: Das Timing ist sowohl innerhalb der
einzelnen Episoden als auch beim Verknüpfen der selbigen ausbaufähig; der vom Skript ohnehin schon grob vernachlässigte Witz kommt kaum je aus den Startlöchern; und in Sachen Schauspielerführung
verdient sich Herr Marshall erst recht kein Filmesverdienstkreuz. So kann sich von den etablierten Stars ausser Anne Hathaway und in Ansätzen vielleicht noch Jessica Biel niemand auszeichnen –
derweil bezeichnenderweise die 20-jährige Country-Sängerin Taylor Swift bei ihrem Kinodebüt als ekstatisch-naturkräftiger Comedy-Irrwisch manchem Profi die Show stibitzt. Die Schuld für die
diskreten Auftritte der hübschen Gesichter trifft freilich nicht einzig Marshall, da muss man fair bleiben. Einerseits kann es die eine Venus oder der andere Adonis wohl einfach nicht besser. Und
andererseits verheisst auch das chemisch gereinigte Drehbuch der noch wenig profilierten Katherine Fugate nicht gerade mimische Entfaltungsmöglichkeiten en masse. Dazu sind die gewährten
Einsatzzeiten teils schlicht zu kurz, und vor allem sind die Geschichten zu simpel, zu formelhaft gestrickt. Zündende Ideen und auch der eine oder andere Gag finden sich lediglich in der ohnehin
mit den sympathischsten Darstellern und Figuren aufwartenden Episode mit Anne Hathaway, Topher Grace und Queen Latifah, wenigstens etwas Herzlichkeit und eine Schlusspointe noch bei Julia Roberts
und Bradley Cooper. Hier weichen auch die Figuren vom vermeintlich bewährten Schnittmuster ab: Hathaway etwa spielt eine Sekretärin, die sich etwas dazuverdient, indem sie am Telefon einsame
Herzen zur autoerotischen Ertüchtigung animiert; Roberts eine Armeeoffizierin, die auf dem langen Flug nach Hause zu ihrem Liebsten mächtig Eindruck auf ihren Sitznachbarn (Cooper) macht.
Kaum Herzhaftes
Andernorts sind derweil sture Stereotypen am Steuer: hysterische Frauen, neurotische Frauen, hypernde Frauen, die sich mal in den Richtigen, mal in den Falschen, aber nie in einen real wirkenden
Mann verlieben. Zu Herzen geht davon kaum was, auf die Nerven jedoch sehr wohl. So etwa ein sagenhaft mühsames Kind, der von Julia Roberts’ Nichte Emma gespielte Muster-Teenager, die
Autopilot-Altersweisheiten von Shirley MacLaine und Hector Elizondo oder – etwas weniger – die rosa Baseballmütze von Florist Ashton Kutcher. Dessen Geschichte, garniert mit Jennifer Garner
(Kumpel) und Jessica Alba (Verlobte), ist quasi die Quintessenz dieses auf ein einziges liebesumsäuseltes Kinowochenende ausgerichteten Zweistünders: nicht wirklich ärgerlich, aber vorhersehbar
ab Klappe eins. Nichts gegen klebrigen Kitsch und schmachtenden Schmus – schon gar nicht an diesem Tag. Doch das ginge auch peppiger, herzlicher, einfach besser. Gerade bei dieser Besetzung.