von Sandro Danilo Spadini
«The Expandables» zum Zweiten also. Das war ja nicht anders zu erwarten. Den alten Knaben um Rudelführer Sylvester Stallone hat es wohl einfach zu sehr geflasht beim ersten Mal. Und vor allem: Es
war halt verdammt einträglich. Ausserdem blieb da noch was offen bei diesem Klassentreffen der Actionstars aus den Achtzigern. Denn nicht alle Mumien waren gekommen, die Stallone gerufen hatte.
Steven Seagal, Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme mochten nicht oder hatten – so unwahrscheinlich das klingt – Besseres zu tun. Nun aber sind immerhin letztere beide dabei. Und das erhöht
nicht nur den Body-Count, sondern auch den Gaudi-Faktor. Zum Schiessen ist es etwa, wenn Chuck Norris Chuck-Norris-Witze reisst und in der possenfreien Zeit ohne jede mimische Zuckung die Schufte
wegballert – einhändig, versteht sich. Und mehr unfreiwillig komisch ist es, dass der nicht ideal gealterte Jean-Claude Van Damme seine Sonnenbrille selbst unter Tage anbehält – als ob das von
ihm gemopste Plutonium, das dort lagert, ihm auf die Guckerchen schlagen könnte.
Neuer Regisseur
Das Verhältnis von beabsichtigter und nicht beabsichtigter Komik ist in «The Expandables 2» sowieso ziemlich ausgeglichen. In der ersten Kategorie finden sich die unzähligen selbstreferenziellen Gags, die
meist mit einem gar stürmischen Augenzwinkern vorgetragen werden; in die zweite Sparte gehören die irgendwie herzigen Momente, in denen gerade Stallone, Arnold Schwarzenegger und Dolph Lundgren
zu schauspielern versuchen; und in keine der beiden Rubriken passen die grammatisch unambitionierten Sprüche, die zu den Testosteronschüben gebellt werden – die sind nämlich bloss faul. Doch
genug davon. Es ist das ja ein Actionfilm, der uns hier in beinahe identischer Form ein zweites Mal vorgesetzt wird – diesmal freilich in der Regie von Simon West. Nur noch als Co-Drehbuchautor
geführt wird derweil Stallone. Dass darüber hinaus noch drei weitere Leute über der Handlung gebrütet haben, sieht man dem Ergebnis eher nicht an. Denn allzu knifflig-pfiffig ist diese Handlung
nicht: Van Damme hat sich wie gesagt einer rauen Menge Ex-Sowjet-Plutoniums bemächtigt. Schwarzenegger und Bruce Willis finden das ungut und gebieten Stallone, Jason Statham, Jet Li und der
restlichen Schlachtplattengarnitur, das Teufelszeug zurückzuholen. Im Zuge dessen werden dann an rigoros unmalerischen Fleckchen sehr viele Menschen erschossen, erschlagen, erstochen oder einfach
in die Luft gesprengt – zur Erbosung Stallones auch dessen Ziehsohn Liam Hemsworth. Und am Ende gewinnen die Guten. Wer diese sind, ist so kristallklar wie damals in der guten alten Reagan-Ära –
als die bejahrten Recken dieser freischaffenden Söldnertruppe mit Händen voller Blut in voller Blüte standen, und zwar recht zeitadäquat in Filmen von fragwürdiger moralischer Simplizität. Dass
man in Zeiten der politischen Korrektheit noch solches vom Stapel lässt, zeugt hingegen von Chuzpe – oder völliger Weltfremdheit. Zumal selbst im Actiongenre das unkomplizierte
Schwarz-Weiss-Denken längst nicht mehr so en vogue ist. Doch genug auch davon. Es ist das immer noch ein Actionfilm, der uns hier eben nicht mehr in der Regie von Sylvester Stallone kredenzt
wird.
Wichtig ist vorne
Und wie steht es denn also um die Action? Nun, die ist fraglos fett. Mit Simon West war da schliesslich einer am Abzug, der weiss, was er tut. Freilich hat der britische Grobian seine besten
Jahre auch schon fast so lange hinter sich wie die Botox-und-Steroid-Fraktion vor seiner Linse. Diese besten Jahre waren geprägt etwa von «Con Air» und «Lara Croft: Tomb Raider», und ob sie
wirklich so gut waren, ist dann recht eigentlich auch noch eine Frage. Hier jedenfalls möchte West abseits des Gemetzels nicht gross behelligt werden; und fürs Gesamtbild tut er denn auch wenig
mehr, als gerne die Trockeneis-Maschine anzuwerfen oder zwecks ähnlichen Effekts im Hintergrund irgendwas abzufackeln – sehr achtzigermässig auch das. Aber wichtig ist eh nur, was vorne läuft.
Und dort wird flott der Überzeugung gefrönt, das Töten könne schon eine rechte Sache sein und dürfe auch durchaus Spass machen. Aber soll man ob derlei Sorglosigkeit jetzt vielleicht grollen? Ach
was.