von Sandro Danilo Spadini
Ja klar, der verbale Schlagabtausch am Anfang von «2
Guns» zum Thema Frühstück könnte aus «Pulp Fiction» stammen. Und sicher doch, die anschliessende Diskussion über das Trinkgeld ist eher plump aus «Reservoir Dogs» entlehnt. Und sowieso wird
auch vieles, was folgt in dieser Grafic-Novel-Adaption, mehr als nur ein bisschen an Tarantino erinnern. Aber Spass macht es halt trotzdem, Denzel Washington und Mark Wahlberg dabei zuzusehen,
wie sie sich die Fäuste und die Sprüche um die Ohren hauen. Denn schliesslich führen sich die beiden hier auf, als hätten sie selten was anderes gemacht als zusammenzuspielen – und kaum je so
viel Spass bei der Arbeit gehabt. Es ist ja auch eine Abwechslung für die beiden und eine gewisse Entspannung: Nach all den wütenden Männern, die er zuletzt gab, darf Wahlberg hier mal gemütlich
die patzige Quasselstrippe geben; und statt abermals todernst mit sich und der Welt zu hadern, darf Washington mit Brilli im Ohr, Sonnenbrille und Panama-Hut lässig durch die Tex-Mex-Gegend
scharwenzeln.
Eine dreifache Überraschung
Nur gemütlich und lässig sind die Dinge für Bobby (Washington) und Stig (Wahlberg) dann freilich doch nicht. Zumal auch keiner der beiden der ist, der er zu sein vorgibt. Seit zehn Monaten hängen
diese vermeintlichen Tunichtgute nun miteinander rum und machen Geschäfte mit so argen Typen wie dem mexikanischen Drogenbaron Papi Greco (Edward James Olmos). In Wirklichkeit aber arbeiten beide
als verdeckte Ermittler: Bobby für die Drogenbekämpfungsbehörde DEA, Stieg für den Nachrichtendienst der US Navy. Dass jeder den anderen für einen Halunken hält, tut zwar der Sympathie
füreinander keinen Abbruch; aber als es nach einem aus unterschiedlichen Motiven durchgezogenen Banküberfall hart auf hart kommt, ist es trotzdem vorbei mit der Freundschaft. Dumm aus der Wäsche
guckt da vor allem der dreifach übertölpelte Bobby: Zunächst haben in den Schliessfächern statt der von Papi gewaschenen 3 Millionen stolze 43 Millionen gelagert; dann hat sich nach dem Überfall
das vor die Bankpforten bestellte Empfangskommando der DEA nicht blicken lassen; und schliesslich hat ihm Stig nach geglückter Flucht eine Kugel in die Schulter gejagt und sich hernach von dannen
gemacht mit all den erbeuteten Scheinen. Die Folgen dieser Überraschung hoch drei erstrecken sich indes nicht auf Schmerzen im Oberkörperbereich und ein doppeltes Vertrauensproblem. Sie
materialisieren sich vielmehr in einem Mann, den sie «Gottes Hurensohn» nennen: einem korrupten CIA-Sadisten (Bill Paxton), dessen Hang zu Bonmots für manch schuldbewusste Erheiterung sorgen
wird. Korrupt ist hier ohnehin das Schlüsselwort. Das muss wiederum niemand schmerzlicher erfahren als Stig. Dass ihn seine Vorgesetzten nach ausgeführtem Auftrag abknallen wollen, ist freilich
zu unserem Vorteil. Denn so sucht Stig zu beiderlei Erstaunen bald wieder die Nähe zu Bobby, und Washington und Wahlberg dürfen sich von Neuem hochschaukeln zu Spitzenform.
Besser als die Vorbilder
Das letzte Mal gestaunt haben Bobby und Stig damit aber nicht. Regisseur Baltasar Kormákur («101 Reykjavík») und Drehbuch-Kinodebütant Blake Masters bilden sich nämlich etwas ein auf ihre
wendungsreiche Geschichte und haben noch lange nicht die letzte Volte geschlagen. Auch wenn der perfide angezettelte 5-Fronten-Krieg zwischen DEA, CIA, Navy, Drogenkartell und dem Team Bobby/Stig
vornehmlich dem Potenzieren des Geballers dient: «2 Guns» ist so zur Abwechslung doch tatsächlich ein Actionfilm mit Handlung. Zwar bedienen sich der gegenüber dem Wahlberg-Vehikel «Contraband»
stark verbesserte Kormákur und Masters fast sämtlicher Neowestern-Versatzstücke und praktisch aller Klischees, die der texanisch-mexikanische Schauplatz zu bieten hat; doch finden sie einen
unverkrampft neuen Zugang zu dem gerade in den Achtzigern so beliebten Buddy-Konzept mit dem ethnisch gemischten Doppel. Es würde denn auch nicht verwundern, ginge «2 Guns» wie einst «48 Hrs.»
oder «Lethal Weapon» in Serie. Denn was Eddie Murphy und Nick Nolte oder Mel Gibson und Danny Glover konnten, können Denzel Washington und Mark Wahlberg vor dem Frühstück.