von Sandro Danilo Spadini
Es ist das gewiss nicht das sinnloseste Sequel, das je gedreht wurde und also weit weg von Kalibern wie «Speed 2» oder «Taken 2». Und es ist dies schon gar nicht die mieseste Fortsetzung aller
Zeiten und mithin kein Vergleich etwa zu «Basic Instinct 2» oder «Staying Alive». Aber wirklich vehement aufgedrängt hat sich «RED 2» halt schon nicht. Denn weder bietet der vor drei Jahren über die Bühne gegangene erste Teil einen
eigentlichen Anknüpfungspunkt für die Handlung, noch hat man diese pensionierten Geheimdienst-Säcke übermässig vermisst. Herumgescheucht werden Bruce Willis, John Malkovich, Helen Mirren und Co.
diesmal von Dean Parisot («Galaxy Quest»), einem auch nicht mehr ganz jungen Regisseur mit erstaunlich dürrer Kino-Vita. Und dieser Dean Parisot macht schon frühzeitig klar, dass er mitnichten
gedenkt, hier das Rad neu zu erfinden. Wer irgendwo versteckt in seinem Oberstübchen noch eine Erinnerung an den ersten Teil unter der Regie von Robert Schwentke zu finden vermag, wird darüber
freilich nicht so erstaunt sein.
Wilder Städtetrip
Wie sich der eine oder die andere vielleicht auch noch entsinnen kann, gabelte im Vorgänger die von der Stange kommende Action-Figur von Bruce Willis eine von Mary-Louise Parker liebreizend
verkörperte Durchschnittsamerikanerin auf. Mittlerweile sind der einstige CIA-Agent Frank Moses und die Pensionskassen-Sachbearbeiterin Sarah Ross ein ganz normales Paar, das seine Nachmittage
etwa im Baumarkt verbringt. Just da indes lauert ihnen eines Tages Franks paranoider Ex-Kollege Marvin (John Malkovich) auf. Er ist einer Verschwörung auf die Spur gekommen und wähnt sich und
Frank in Todesgefahr. «Ich bin pensioniert. Ich bin glücklich», quittiert Frank die Überredungssuada Marvins schulterzuckend. «Du hast seit Monaten niemanden mehr umgebracht», zieht Marvin das
mit der ihm eigenen Logik in Zweifel. Und auch Sarah findet, das Leben sei zuletzt etwas «eintönig» geworden, noch bevor sie und Frank auf dem Parkplatz Marvin in seinem Auto in die Luft fliegen
sehen. Dass der wirklich tot ist, glaubt Frank aber nicht mal, als er ihn im Sarg liegen sieht. Und in der Tat ist Marvin schon im ersten Feuergefecht wieder zurück. Von da an geht es nun Schlag
auf Schlag bei der Suche nach einem nuklearen Sprengkörper und dem Aufbröseln einer im Kalten Krieg «von Spinnern» erdachten Geheimoperation. Die Schauplätze wechseln im Minutentakt, wenn die
übel reingelegten Frank und Marvin sich des Atomterrorismus-Verdachts erwehren, und die Stars geben sich die Klinke in die Hand: In London hantiert Helen Mirren als MI6-Agentin mit Salzsäure und
einer Leiche in der Badewanne, während Anthony Hopkins als «Rockstar der konzeptuellen Massentötung» seit 32 Jahren einsitzt; in Paris stösst Catherine Zeta-Jones als Franks intrigantes Ex-Gspusi
dazu und verspürt trotz der Rolle als russische Agentin keine Lust auf einen fremdländischen Akzent; in Moskau darf Brian Cox als örtlicher Meisterspion an Helen Mirrens Schuhen schnüffeln und
Frank und Co. in den Kreml einbrechen lassen; aus Hongkong reist der südkoreanische Actionstar Byung-hun Lee als «weltbester Auftragskiller» an und rückt unseren Helden mimisch mau, aber in
sensationellen Anzügen auf die Pelle; und in Washington wütet Neal McDonough als blondierter Psycho im Auftrag der Schurken aus dem Pentagon.
Immerhin richtige Schauspieler
Den Wechsel des Schauplatzes markiert jeweils eine kurze Comicsequenz; und das ruft dann in Erinnerung, dass «RED» ja auf einer Comicbuch-Reihe basiert. Ansonsten aber ist das kommunes
Actionkomödien-Kino der Marke «Old School», das keinerlei Interesse für seine Story hat und dafür umso schärfer auf Geballer ist. Das Niveau und der Leichenberg sind hier denn auch ähnlich hoch
wie zuletzt in «A Good Day to Die Hard» oder Sylvester Stallones «Expendables»-Kisten. Doch wenigstens hat der Grossteil des Personals vor der Kamera auch tatsächlich die Schauspielerei zum
Hauptberuf; und bisweilen trifft nebst all den Geschossen auch mal ein Gag ins Schwarze. Viel ist das natürlich nicht. Und es soll jetzt auch ja keiner auf die Idee kommen, ein dritter Teil
könnte ebenfalls noch irgendwie Sinn ergeben.