Nicht schneller, nicht lauter, nicht grösser – aber besser

Mission abermals erfüllt: Die «Mission: Impossible»-Actionreihe und ihr ewig junger Star Tom Cruise tun im fünften Teil wieder, was sie immer tun. Mehr ist auch gar nicht nötig.

 

von Sandro Danilo Spadini

Auch das gibt es also: eine Film-«Franchise», die mit jedem Teil aufs Neue überzeugt. Bei der «Mission: Impossible»-Reihe geschieht das nun schon zum fünften Mal. Und recht eigentlich erreicht sie mit «Rogue Nation» fast 20 Jahre nach dem Start sogar ihren Höhepunkt. Das ist allerhand und rückt den TV-Serien-Ableger allmählich in die Nähe einer Actionreihe, die einen noch ungleich längeren Schnauf hat: die Bond-Franchise. Ein grosser Vergleich, gewiss, aber er drängt sich hier nun wirklich auf. Denn Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie – der fünfte Chef im fünften Film – schickt «M:I» diesmal ganz offensichtlich auf die Spuren von 007. Dem alten 007 notabene, jenem, der noch das gepflegte Augenzwinkern und Sprüche so trocken wie Martinis zelebriert hat. Dabei ist auch in Teil 5 nicht alles nur altmodische Krachergaudi. Dass die Welt komplizierter geworden, das räumt «Rogue Nation» modernerweise ein. Und dass die vormals zweifelsfrei Guten halt dieselben sind, die den Schaden erst angerichtet haben, das muss jetzt sogar der unverwüstliche Ethan Hunt (Tom Cruise) einsehen. Aber bis es so weit ist, kommt er erst mal gröber ins Schwitzen.

Auf sich allein gestellt

Damit ist er in seiner «Impossible Mission Force» (IMF) freilich nicht alleine. Nach der Pre-Title-Sequenz in Minsk geht es nach Washington und daselbst in eine Senatsanhörung. IMF-Chef William Brandt («Bourne»-Fighter Jeremy Renner als Bürohengst) muss sich und die Seinen hier für den Schlamassel vom letzten Teil verantworten, als man den Kreml demoliert hat. Die Politiker beschliessen, die aus der Zeit gefallene Einheit mit ihren «unorthodoxen Methoden» aufzulösen und in die Obhut der CIA und des Obermackers Alan Hunley (Alec Baldwin) überzuführen. Dies just, als Ethan Hunt in London von einer systemkritischen Organisation mit dem lässig leidenschaftslosen Namen Syndikat verschleppt worden ist. Deren Anführer Lane (Sean Harris) hatte davor noch ein junges hübsches Ding vor Hunts Augen exekutiert, und das hatte diesen schon ziemlich fuchsig gemacht. Das und die Tatsache, dass er schon länger von Lane an der Nase herumgeführt worden ist und ihm unwissentlich zugedient hat. Jagdtrieb und Rachedurst wären also geweckt; bevor er sie befriedigen kann, muss indes die Flucht glücken. Was sie tut dank der mysteriösen MI6-Doppelagentin Ilsa Faust, gespielt von Rebecca Ferguson, der nächsten Schwedin nach Noomi Rapace und Alicia Vikander, die Hollywood erobern möchte. Und fortan darf er auch wieder auf sein Kernteam um Brandt, IT-Genie Benji (Simon Pegg) und Pfundskerl Luther (Ving Rhames) zählen. Weitere Rückendeckung gibts aber nicht. Die IMF gilt nun nämlich selbst als schurkisch («rogue») und steht so auf der CIA-Fahndungsliste.

Der krönende Abschluss?

Das nun ist eigentlich ja ein ganz alter Hut. Aber McQuarrie will hier das Actionkino auch nicht neu erfinden, er will ihm huldigen. Er tut dies zum einen mit einem soliden (und oft witzigen) Skript, das ein perfides Spiel mit wechselnden Loyalitäten treibt, wo die Katze bald zur Maus, die Maus zur Katze und die Katze endlich zur vielköpfigen Schlange wird – sodass Hunt und Ilsa nicht mehr wissen, ob sie für die richtige Seite kämpfen und ob es überhaupt eine solche gibt. Zum anderen lässt er seiner erst dritten Regiearbeit eine gerade recht hoch getaktete Inszenierung angedeihen und widersteht dem sequeltypischen Eskalationsprinzip des «Schneller, lauter, grösser» – wodurch man in den Actionpassagen auch tatsächlich erkennt, was läuft. Und dann hat McQuarrie noch ein paar Kabinettstückchen auf Lager. Die Szene in der Wiener Staatsoper etwa ist eine virtuose Hommage an die Royal-Albert-Hall-Sequenz in Hitchcocks «The Man Who Knew Too Much»; und die Verfolgungsjagd in Casablanca mit Ilsa (Hat jemand Ingrid Bergman gesagt?) ist eine der besseren der jüngeren Filmgeschichte. McQuarrie und Cruise, die schon in «Jack Reacher» gemeinsam glänzten, tun hier am Ende das, was sie können. Und das ist mehr als genug. Der 53-jährige Cruise ist nun wild entschlossen, auch noch einen sechsten Teil zu stemmen. Aber vielleicht sollte er lieber Brandt beim Wort nehmen, der orakelt, das sei «womöglich unsere letzte Mission». Es wäre definitiv ein krönender Abschluss.