Der Stoff, aus dem Albträume sind

Es wird mit der Ehefrau und um Bürgerrechte gestritten. Und trotzdem hat der sprechende Teddybär nichts dazugelernt und albert sich auch in «Ted 2» um Kopf und Kragen. Recht so!

 

von Sandro Danilo Spadini

Ted heiratet. Ted hat Ehestress. Ted will Papa werden. Und ach ja, Ted ist ein Teddybär. Ein fluchender, saufender, kiffender, prügelnder, Porno schauender Teddybär. Aber das wissen wir natürlich. Wissen wir schon seit drei Jahren, nachdem dieser nur scheinbar knuddelige Krawallmacher von Seth MacFarlane («Familiy Guy») zum Leben erweckt worden ist in einem Film, der so erfolgreich war, dass eine Fortsetzung unvermeidlich wurde. Aber ganz so eindeutig, wie wir das meinen, ist die Sache nun wohl doch nicht. Das zumindest will uns MacFarlane jetzt verklickern, der Ted auch seine Stimme gibt und ihn als Regisseur zu all den Missetaten anstiftet. In «Ted 2» nämlich lässt er diesen stoffgewordenen Albtraum um seine Bürgerrechte kämpfen. Mit anderen Worten: Ted kämpft um seinen Status als Mensch. Dies, nachdem ihm im Zuge eines gescheiterten Adoptionsverfahrens ebendieser aberkannt und er zum Objekt erklärt worden ist. Die Ehe mit der Solariumblondine Tami-Lynn (Jessica Barth) ist ihm dabei gleich auch noch annulliert worden. Und ein Spielwarenfabrikant (John Carroll Lynch) möchte ihn in einem lässlichen Subplot mithilfe des verrückten Donny aus Teil eins (Giovanni Ribisi) zuerst entführen, dann aufschlitzen und schliesslich als Prototyp zur Serienproduktion missbrauchen. Ein Glück also, ist John (Mark Wahlberg) immer noch da. Der ist im Vergleich zum letzten Mal zwar kein bisschen reifer und noch etwas weinerlicher geworden, zumal ihm in der Zwischenzeit die Herzensdame schon wieder davongelaufen ist (deren Darstellerin Mila Kunis musste schwangerschaftshalber passen). Aber fürs gemeinsame Fluchen, Saufen, Kiffen, Prügeln und Pornoschauen ist er zu haben wie eh und je, und ein wahrer Freund ist er sowieso. Auch wenn er etwas abgelenkt ist von der patenten Anfängeranwältin Samantha (Amanda Seyfried), die Ted vor Gericht vertritt.

Voller Andeutungen

Wie ein riesengrosser Haufen kompletter Unsinn hört sich das an, was MacFarlane da nach seinem Superflop «A Million Ways to Die in the West» als Wiedergutmachung offeriert. Und nichts anderes ist «Ted 2». Womit jedoch keineswegs gesagt sei, dass das alles bisweilen nicht ganz schön lustig ist – oder um ehrlich zu sein: Sehr oft sogar ist das saukomisch. Und wäre man Amerikaner, so hätte man grad noch ein bisschen mehr Grund zum Grölen; schliesslich hat hier der eine oder andere Gag Leute und Institutionen im Schussfeld, die ausserhalb der USA kaum wer kennt, oder Verhältnisse und Begebenheiten, die sonst wo keinen kümmern. Damit nicht auch noch ein Grossteil der übrigen Scherze versickert, ist auch hierzulande eine gewisse Allgemeinbildung oder halt Informiertheit freilich geradezu essenziell – eine Qualität, die man bei einem Film derart eklatant pubertärer Prägung jetzt spontan nicht unbedingt als erforderlich erachten mag. Doch die Anspielungen auf das Tagesgeschehen und die Popkultur sind in MacFarlanes Welt omnipräsent und das Salz in der Suppe. Das wird schon in der Auftaktviertelstunde offenkundig, die einer eigentlichen Sketchparade gleicht mit Cameoauftritten im Minutentakt – von Liam Neeson über Jay Leno bis Tom Brady (ein Footballspieler, ein sehr populärer offenbar).

Keine Frage des Stils

Dass bei solch derbem Scherzen den, pardon: dem Verantwortlichen auch mal Orientierung und guter Geschmack abhandenkommen, ist fast unvermeidbar. Bei «Ted 2» passiert das in den gar üppig bemessenen 115 Minuten Spielzeit nicht gerade selten. Wenn MacFarlane beim Zelebrieren der Bostoner Schnoddrigkeit und beim Verbalporno mal wieder die Gäule durchgehen, ist das ja noch wegzulächeln. Aber ob man jetzt Teds Fall mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung verlinken muss, fragt sich dann schon. Morgan Freeman indes hat sich das nicht gefragt. Oder er hat es mit einem «Ach, warum auch nicht?» beantwortet. Jedenfalls hat er hier noch seinen Auftritt als Anwalt der Unterdrückten und trägt mit seiner Würde zu jener simulierten Seriosität bei, die zu den weniger gut funktionierenden Stilmitteln des Films zählt. Wobei das Wort «Stil» ebenfalls zu dem gehört, was einem hier nicht als Erstes einfällt. Eher aufdrängen mag sich am Ende die Frage, ob das alles nun wirklich nötig war. Sagen wir es so: eigentlich nicht. Aber gelacht haben wir trotzdem.