The Indian Runner, 1991
Das Regiedebüt von Sean Penn beruht auf dem Song «Highway Patrolman» von Bruce Springsteen, erschienen auf dessen 1982er-Meisterwerk «Nebraska». Es ist ein – zugegebenermassen relativ rares –
gutes Beispiel dafür, dass ein eher nicht so üppiger Ausgangsstoff nicht zwingend zu einem dünnen Filmchen führen muss.
«Pirates of the Caribbean», 2003
Als der erste Teil der Blockbuster-Reihe vor über 15 Jahren erschien, hatte die Hollywood-Verwursterei noch nicht ganz die absurden Ausmasse von heute angenommen. Entsprechend klang es doch recht
abenteuerlich, als ruchbar wurde, Disney lanciere eine Film-Franchise, die auf einer Themenfahrt in seinen Freizeitparks beruhe. Nachdem die bisherigen fünf Teile 4,5 Milliarden Dollar
eingespielt haben, lachen freilich nur noch Produzent Jerry Bruckheimer und seine Mitverschwörer gegen das ehrliche Kinohandwerk. Und die Idee findet sogar Nachahmer: Regisseur Jaume Collet-Serra
(«Nonstop») hat für Disney gerade «Jungle Cruise» abgedreht – einen Familienabenteuer-Film mit The Rock und Emily Blunt, der ebenfalls auf einer Freizeitpark-Themenfahrt beruht: Eine Gruppe von
Reisenden manövriert sich auf einem Boot durch einen Dschungel voller gefährlicher Tiere; und weil das noch nicht infantil genug ist, hat das Ganze auch noch ein übernatürliches Element. Klingt
ganz genau nach dem, was Hollywood im Jahr 2019 so produziert.
«Clue», 1985
Dieser Krimispass von Comedy-Spezialist Jonathan Lynn beruht auf einem Brettspiel. Die Kritiker waren zwar nicht so begeistert; das Publikum fand es aber recht ulkig, bei dieser Mördersuche
mitzuraten. Auch hier gibt es Nachahmer: etwa «Battleship» von Peter Berg oder die angekündigte «Monopoly»-Verfilmung von «Shaft»-Regisseur Tim Story mit Kevin Hart.
«The Fast and the Furious», 2001
Dass ein Film auf einem Zeitungs- oder Magazinartikel beruht, ist so selten nun auch wieder nicht. «Saturday Night Fever», «Top Gun» oder jüngst Clint Eastwoods «The Mule» sind nur einige
Beispiel dafür. Das Spezielle hier ist, dass Regisseur Rob Cohen sich praktisch keinen Deut um die Geschichte aus dem Magazin «Vibe» schert, deren Rechte er einst erwarb. Der Protagonist des
Artikels kommt im Film gar nicht vor; das Setting ist nicht New York, sondern L.A.; und was die ganzen illegalen Aktivitäten angeht: Die hat Cohen dazuerfunden.
Final Fantasy, 2001
Der Schöpfer des Ausgangsmaterials durfte bei diesem computeranimierten Film sogar Regie führen. Als bekannt wurde, dass der Japaner Hironobu Sakaguchi für Hollywood sein Computer-Rollenspiel
verwerten würde, war die Skepsis freilich gross. Zu Recht, wie sich weisen sollte. Herausgekommen ist einer der grössten Box-Office-Flops aller Zeiten; der Verlust wird auf rund 100 Millionen
Dollar geschätzt.
Mars Attacks!, 1997
Die Science-Fiction-Komödie von Tim Burton beruht, nun ja, auf Sammelkarten, die in den Sechzigerjahren den Kaugummi-Packungen der Firma Topps beigelegt waren. Wie die Karten selbst sollte auch
der Film einen gewissen Kultstatus erlangen.
Braveheart, 1995
Das Epos von Mel Gibson war inspiriert von einem Gedicht mit dem süffigen Namen «The Actes and Deidis of the Illustre and Vallyeant Campioun Schir William Wallace» eines gewissen Blind Harry.
Dass das Werk neben den Oscars in den Kategorien Bester Film und Regie nicht auch noch für das Drehbuch prämiert wurde, muss aber nicht unbedingt damit zusammenhängen. Auch die Horrorkomödie «The
Raven» von Kultregisseur Roger Corman beruht auf einem Gedicht, und zwar auf dem gleichnamigen von Edgar Allen Poe, mit dem sich Corman in sagenhaften acht Filmen auseinandergesetzt hat.
«What to Expect When You’re Expecting», 2012
Einer der abstruseren Fälle ist diese romantische Komödie jüngeren Datums: Sie beruht auf einem Schwangerschaftsratgeber. Das Ergebnis war genau das, was man erwartet hatte:
Schwangerschaftsgeschädigte Nervensägen und Elternzombies, deren schale Scherzchen Schreikrämpfe auslösen. «Sie sagen, wenn alles vorbei ist, vergisst man es», meint eine Figur hier einmal. Das
gilt nicht nur für diesen Film, sondern mittlerweile auch für die Karrieren seiner Stars Jennifer Lopez und Cameron Diaz.
The Box, 2009
Dieser existenzialistische Mystery-Thriller mit Cameron Diaz beruht auf der achtseitigen Kurzgeschichte «Button, Button» von Richard Matheson, die einst für ein fünfzehnminütiges Segment des
«Twilight Zone»-Revivals in den Achtzigerjahren herhalten musst. Es gibt bessere Ideen. Dass Regisseur Richard Kelly seither keinen Film mehr ins Kino gebracht hat, ist aber keine Überreaktion
auf diesen künstlerischen wie kommerziellen Flop. Das einstige Wunderkind, das mit 26 Jahren den Kulthit «Donnie Darko» schuf, hatte danach immer wieder schlicht Pech mit seinen Projekten.
Jackie, 2016
Das Drama mit der fantastischen Natalie Portman beruht auf einem Interview, das der «Life Magazine»-Journalist Theodore H. White bloss eine Woche nach dem tödlichen Attentat auf John F. Kennedy
mit dessen schwer durchschaubarer Gattin Jackie führte. Nur ein Jahr zuvor war «The End of the Tour» erschienen, ein sehr herzlicher und fast lakonischer Film über den jung in den Freitod
gegangenen Schriftsteller David Foster Wallace, der auf einer Interviewserie des «Rolling Stone»-Journalisten David Lipsky basierte.
Headless Body in Topless Bar, 1985
Diese Krimikomödie mit «Justified»-Trunkenbold Raymond J. Barry und «Falcon Crest»-Bösewicht David Selby ist eigentlich zur Gänze von der unbemerkenswerten Sorte. Ausser dass sie auf dem
vielleicht schmalsten Quellmaterial der Filmgeschichte beruht: einer – notabene famosen – Schlagzeile über einem Artikel des konservativen Revolverblatts «New York Post» aus dem Jahr 1982.
He’s Just Not That Into You, 2009
Dass diese starbesetzte romantische Episodenkomödie (u.a. mit Jennifer Aniston, Ben Affleck, Scarlett Johansson, Bradley Cooper) auf einem Selbsthilfe-Buch beruht, ist eigentlich schon bizarr
genug. Dass aber dieses Selbsthilfe-Buch wiederum auf ein Zitat aus «Sex and the City» zurückgeht, schiesst irgendwie den Vogel ab.
The Lego Movie, 2014
Man kann also auch einen Film auf Basis von Bauklötzen konstruieren. Wer hätte das gedacht. Aber eben: Hollywood. Was fast noch mehr überrascht: wie euphorisch der Film sowohl vom Publikum als
auch von der Kritik aufgenommen wurde. Zusammen mit dem Sequel und den Spin-offs «The Lego Batman Movie» und «The Lego Ninjago Movie» hat die Franchise bereits über eine Milliarde Dollar
eingespielt.
The Angry Bird Movie, 2016
In Zeiten des Smartphones nur logisch: ein Film, der auf einer Spiele-App beruht. Sogar Sean Penn wollte da nicht abseitsstehen und lieh einer der computeranimierten Figuren seine Stimme. Das
Echo war jetzt zwar nicht allzu euphorisch; bei weltweiten Einnahmen von 350 Millionen Dollar kann man aber schon mal einen Nachfolger raushauen. Der spielte dann freilich nur mehr ein Zehntel
ein. Immerhin fanden die Kritiker das Sequel aber besser.
The Emojis Movie, 2017
Ein Film, der auf einer Handytastatur-Funktion beruht? Kann man ja mal machen. Sollte man aber nicht. Irgendwo gibt es schliesslich auch heute noch Grenzen. Dieser Unfug wurde von nicht wenigen
Kritikern als der schlechteste Film des Jahres bezeichnet, sahnte u.a. als Schlechtester Film und für die Regie stolze vier Goldene Himbeeren ab und hat auf IMDb.com eine unterirdische
Publikumsbewertung von 3,2. Nichtsdestotrotz spielte er bei einem Budget von 50 Millionen Dollar fast 220 Millionen ein. Heisst also: Nein, es gibt keine Grenzen in der Hollywood-Verwursterei.