Once Upon a Time… in Hollywood
Das Tarantino-Meisterwerk war zwar kein Festival-Wettbewerber, es ist aber immer noch der Film, den es zu schlagen gilt: seiner schieren Brillanz wegen und weil die Academy so gerne in den
Spiegel blickt und Filme über Hollywood liebt (siehe «Argo», «The Artist»).
Marriage Story
Das von der Kritik frenetisch gefeierte Ehedrama von Noah Baumbach («The Squid and the Whale») stammt aus dem Hause Netflix – nicht unbedingt ein Vorteil angesichts der wenig
Streaming-freundlichen Academy. Die beiden Hauptdarsteller Adam Driver und Scarlett Johansson dürfen sich aber zumindest ziemlich sicher über eine Nominierung freuen.
The Two Popes
Auch dieses Drama von Fernando Meirelles («Cidade de Deus») läuft demnächst auf Netflix. Anthony Hopkins spielt darin Papst Benedikt, Jonathan Pryce Papst Franziskus. Quasi ein klerikales
Buddy-Movie, das bei der Presse durchaus seine Bewunderer hat.
The Irishman
Und Netflix zum Dritten: Das seit Ewigkeiten sehnsuchtsvoll erwartete Mafiadrama von Martin Scorsese mit der Legendenbesetzung Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel dauert
dreieinhalb Stunden und läuft ab Ende November. Die Kritiker, die es bereits gesehen haben, feiern es frenetisch. Etwas anderes als ein waschechtes Meisterwerk hat freilich auch niemand erwartet
hier.
A Beautiful Day in the Neighbourhood
Der allseits geliebte Tom Hanks spielt hier unter der Regie der aufstrebenden Marielle Heller («Can You Ever Forgive Me?») den in den USA geradezu vergötterten Kindersendung-Moderator Fred
«Mister» Rogers. Quasi ein No-Brainer für eine Oscar-Nominierung.
Bombshell
Dieses Drama von Politspezialist Jay Roach («Game Change», «Recount») hat zwar noch niemand gesehen. Das Thema (der Aufstand einer Gruppe von Frauen gegen Fox-News-Präsident Roger Ailes) und die
Besetzung (Charlize Theron als Megyn Kelly, Margot Robbie, Nicole Kidman) deuten aber auf einen hoffnungsvollen Bewerber hin – auch wenn die #MeToo-Welle ein wenig abgeebbt ist.
Ford vs. Ferrari
Ein recht klassisches, die ältere Academy-Generation ziemlich sicher ansprechendes Stück Männerkino ist dieser Film von James Mangold («Walk the Line»). Mit Christian Bale und Matt Damon in den
Hauptrollen schildert er, wie Ford im Jahr 1966 den grossen Konkurrenten Ferrari beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans herausforderte.
Joker
Dieses in Venedig mit dem Goldenen Löwen prämierte Drama von Komödienspezialist Todd Phillips («The Hangover») hat auf IMDb.com derzeit das fulminante Score von 9,4 und ist damit derzeit der
bestbewertete Film aller Zeiten. Die Meinung der Kritiker freilich ist geteilt: Die einen loben die ohne jegliches Superheldentum und Comiczeugs auskommende Ursprungsgeschichte über Batmans
legendärsten Widersacher und die Performance von Joaquin Phoenix als kühne Charakterstudie; andere bezeichnen den an die Scorsese-Klassiker «Taxi Driver» und «King of Comedy» angelehnten Film als
hysterischen Müll.
Knives Out
Einen geradezu altmodischen Film hat hier Regisseur Rian Johnson («Brick») gedreht: einen Whodunnit mit All-Star-Besetzung zum Mitraten und Schmunzeln. Die Kritiker sind voll des Lobes.
Little Women
In dieser noch nicht gezeigten Literaturverfilmung von Hollywoods liebster Hipsterin Greta Gerwig («Lady Bird») spielen zwar auch Hollywoods liebster Hipster Timothée Chalamet, Laura Dern, Bob
Odenkirk und, jawohl, Meryl Streep mit. Im Zentrum der Handlung stehen aber vier Schwestern, die im Amerika nach dem Bürgerkrieg erwachsen werden: Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh und
Eliza Scanlen – also vier von Hollywoods liebsten weiblichen Jungstars. Alles andere als eine Flut von Oscar-Nominierungen wäre schon fast eine Sensation.
Waves
Dieses Familiendrama von Trey Edward Shults («It Comes at Night») hat in Toronto und Telluride Vergleiche mit dem Oscar-Gewinner «Moonlight» evoziert. Es könnte zum Liebling jener
Academy-Mitglieder werden, denen der Sinn mehr nach Zeitgeistigem steht.
Uncut Gems
Ein Chaos, ein kranker Trip, eine kinematische Panikattacke, als ob man zwei Stunden im Gehirn eines Verrückten gefangen sei: Die Kritiker, nun ja, lieben diese Tragikomödie der Safdie-Brüder
(«Good Time») um einen verzweifelten Diamantenhändler aus New York. Und Adam Sandler soll in der Hauptrolle eine Wucht sein.
Cats
Nach dem grösstenteils mit barem Entsetzen aufgenommenen Trailer zur Realverfilmung des Musicals mit Taylor Swift und Idris Elba sollte eine Oscar-Nominierung eigentlich vom Tisch sein. Aber die Academy liebt nun mal ihre Musicals.
Judy
Dieses Biopic über Judy Garland ist zwar nicht allzu wohlwollend aufgenommen worden. Renée Zellwegers Performance aber wurde allseits gefeiert.
Dark Waters
Das noch nicht gezeigte Justizdrama von Todd Haynes («Far from Heaven») steht in der Tradition von «Erin Brokovich»: Ein Anwalt (Mark Ruffalo) zerrt das Chemieunternehmen DuPont wegen Umweltverschmutzung vor Gericht. Auch mit von der Partie: Anne Hathaway und Tim Robbins.
1917
Das Erstweltkriegsdrama von Sam Mendes («American Beauty») wartet mit einer britischen All-Star-Besetzung um Richard Madden, Benedict Cumberbatch und Colin Firth auf. Ob es etwas taugt, wird sich um Weihnachten herum zeigen. Aber ziemlich sicher wird es recht viel taugen.
Motherless Brooklyn
Edward Norton zeichnet bei der Verfilmung des gefeierten Kriminalromans von Jonathan Lethem für Drehbuch, Regie und Hauptrolle verantwortlich. Die ersten Reaktionen auf die Kinoversion der in den
Fünfzigerjahren spielenden Geschichte um einen Privatdetektiv mit Tourette-Syndrom sind geteilt.
Ad Astra
Das philosophische Weltraum-Epos von James Gray ist zwar ein stupendes Meisterwerk und schon jetzt ein Klassiker seines Genres. Als Oscar-Kandidat hat es gleichwohl nur Aussenseiterchancen. Ob
das auch für Hauptdarsteller Brad Pitt gilt, ist allerdings fraglich. Nicht wenige sehen in seiner maximal beherrschten Performance eine Karrierebestleistung.
The Farewell
Dass die Academy mittlerweile aufgeschlossener gegenüber fremdsprachigen Werken ist, hat sie spätestens letztes Jahr mit der zehnfachen Nominierung von «Roma» oder auch der Bevorzugung des
polnischen Regisseurs Pawel Pawilowski etwa gegenüber Bradley Cooper («A Star Is Born») und «Green Book»-Maestro Peter Farrelly bewiesen. Gut möglich, dass die rund um den Globus gefeierte
Familientragikomödie der chinesischstämmigen Amerikanerin Lulu Wang prominente Berücksichtigung findet. Zumal sie wenigstens zum Teil in Englisch gehalten ist und auch in New York spielt.
Parasite
Auch der diesjährige Cannes-Gewinner des südkoreanischen Meisters Bong Joon-ho («Mother») ist eine Familientragikomödie; und sie ist sogar noch einen Tick besser bewertet als «The Farewell». Eine
Oscar-Nominierung zumindest für den Regisseur liegt absolut drin.