Von Sandro Danilo Spadini
Disney
The Menu (2022)
Von Mark Mylod. Mit: Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy, Nicholas Hoult.
Ein durchgeknallter kultisch verehrter Spitzenkoch serviert auf einer mystischen Insel einer Horde von dummschwätzenden, klugscheissenden, dampfplaudernden bornierten Banausen die Quittung für
ihre mannigfachen Missetaten in Form eines mörderischen Menüs. Blutig. Scharf gewürzt. Und köstlich.
Bottle Shock (2008)
Von Randall Miller. Mit: Alan Richman, Chris Pine, Bill Pullman.
Diese auf einer wahren Begebenheit beruhende Tragikomödie handelt von einem finanziell angeschlagenen ambitionierten Familienbetrieb im Napa Valley, der Mitte der Siebzigerjahre an einem
Weinwettbewerb sensationell die Franzosen in den Senkel stellt. Süffig, wenn auch nicht übermässig gehaltvoll.
Drinking Buddies (2013)
Von John Swanberg. Mit: Olivia Wilde, Jake Johnson, Anna Kendrick.
Kate und Luke brauen in Chicago Craft-Beer, trinken auch gerne das eine oder andere davon und verbringen ihre Zeit am liebsten mit Plaudern, Necken und Rumblödeln. Ihre jeweiligen
Beziehungsprobleme lassen sich derweil nicht so einfach ertränken. Mehr IPA als Lager zwar, geht aber trotzdem ganz gut runter.
Ascot Elite
Boiling Point (2021)
Von Philip Barantini. Mit: Stephen Graham, Vinette Robinson, Alice Feetham.
Medium rare, bitte: Ein höllischer Abend in einem von Finanzsorgen und Personalproblemen geplagten Londoner Sternelokal in einer einzigen fulminant choreografierten Einstellung. Rasant.
Raffiniert. Und schweisstreibend.
Chocolat (2000)
Von Lasse Hallström. Mit: Johnny Depp, Juliette Binoche, Judi Dench.
Fünffach war diese Romanverfilmung des Romanverfilmungsspezialisten Lasse Hallström für den Oscar nominiert. Da wollen wir jetzt mal nicht so sein und blenden das dahin gehende Kalkül aus, das
diesem burgundischen Erwachsenenmärchen aus dem weinsteinschen Hause Miramax so überdeutlich anzusehen ist. Denn irgendwie süss ist das ja trotzdem.
Fast Food Nation (2006)
Von Richard Linklater. Mit: Greg Kinnear, Bruce Willis, Catalina Sandino Moreno.
«There’s shit in our meat»: Diese nicht eben neue, für einmal aber durchaus wörtlich zu nehmende Erkenntnis des CEO einer Schnellimbiss-Kette bildet in dieser Bestseller-Verfilmung den
Ausgangspunkt für einen Trip in die kühle Seele von «Corporate America» und ins weinende Herzen der US-Arbeiterklasse. Harte und bisweilen auch etwas zähe Kost.
Praesens
Chef (2014)
Von Jon Favreau. Mit: Jon Favreau, Dustin Hoffman, Scarlett Johansson.
Filmischer Slow Food als Seelenfutter: Die erlesen besetzte Tragikomödie ist eine kulinarische Tour durch Amerikas Süden, die den Appetit anregt, die Lachmuskeln reizt und die Herzen rührt.
Pig (2021)
Von Michael Sarnoski. Mit: Nicolas Cage, Alex Wolff, Adam Arkin.
Auch ein blindes Schwein findet einmal eine Trüffel und auch Nicolas Cage dann doch auch wieder mal einen Film, der ihn nicht zur Karikatur seiner selbst macht. In diesem Drama um einen in wilder
Einsamkeit in den Wäldern von Oregon lebenden ehemaligen Sternekoch und sein entführtes Trüffelschwein zeigt der Kultschauspieler sogar eine der besten Leistungen seiner Karriere.
Big Night (1996)
Von Campbell Scott & Stanley Tucci. Mit: Tony Shalhoub, Stanley Tucci, Marc Anthony.
Primo und Secondo führen in den Fünfzigerjahren an der New-Jersey-Küste ein italienisches Spitzenrestaurant, mit Ersterem als traditionsbewusstem Chefkoch und Zweiterem als tricksendem
Geschäftsführer. Ein Werk der Liebe nannte Kritikerpapst Roger Ebert das Regiedebüt der beiden Schauspieler Campbell Scott und Stanley Tucci.
20th Century Fox
Sideways (2004)
Von Alexander Payne. Mit: Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen.
Ein mit dem Leben und einer verflossenen Liebe hadernder Weinliebhaber fährt mit seinem leichtlebigen besten Freund zu dessen Junggesellenabschied ins kalifornische Santa Ynez Valley. Das ist
meist so leicht wie ein junger Beaujolais, mitunter aber auch so schwer wie ein gehaltvoller Amarone, bisweilen so herb wie ein wuchtiger Barolo, zugleich so süffig wie ein kalifornischer
Cabernet – und alles in allem so gut wie ein gereifter Spitzen-Bordeaux.
No Reservations (2007)
Von Scott Hicks. Mit: Catherine Zeta-Jones, Aaron Eckhart, Abigail Breslin.
Ein recht fades Remake des deutschen Erfolgsfilms «Bella Martha», das nicht nur unter der fehlenden Chemie zwischen den beiden Stars leidet, sondern auch daran, dass sämtlichen Beteiligten die
Fantasie und der Mut fehlt, auch einmal von bewährten Hollywood-Rezepten abzuweichen.
Ratatouille (2007)
Von Brad Bird. Mit: Brad Garrett, Lou Romano, Patton Oswalt.
Eine mit einer überaus feinen Nase gesegnete Ratte verschlägt es per Zufall nach Paris, wo sie ihre kulinarischen Träume verwirklichen darf. Laut einer Umfrage der BBC gehört der Oscar-gekrönte
Animationsfilm zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts.
Ascot Elite
Burnt (2015)
Von John Wells. Mit: Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl.
Eine Erlösungsgeschichte, die auf bewährte Zutaten vertraut und trotzdem nicht à la carte ist.
Und als Sternekoch mit Rockstar-Lebenswandel brilliert der gewohnt einnehmende Bradley Cooper.
The Trip (2010)
Von Michael Winterbottom. Mit: Steve Coogan, Rob Brydon, Rebecca Johnson.
Die beiden Hauptdarsteller spielen hier eine fiktionalisierte Version ihrer selbst: Steve Coogan wird vom «Oberserver» damit beauftragt, die besten Restaurants im Norden des Landes abzuklappern.
Doch der Appetit wird ihm von seinem ihn endlos nervenden Kumpel verdorben, der ihn auf seiner Tour anstelle seiner kurzfristig abgesprungenen Freundin begleitet. Der Film ist eine komprimierte
Version der gleichnamigen TV-Serie.
Babette’s Feast (1997)
Von Gabriel Axel. Mit: Stéphane Audran, Bodil Kjer, Birgitte Federspiel.
Im späten 19. Jahrhundert kommt eine französische Flüchtlingsfrau in einem jütländischen Fischerdorf an, um sich um die beiden Töchter des verstorbenen Pfarrers zu kümmern. Viele Jahre später
zahlt sie diese Gastfreundschaft mit einem fulminanten Festmahl zurück.
Disney
Julie & Julia (2009)
Von Nora Ephron. Mit: Meryl Streep, Amy Adams, Stanley Tucci.
Das ist der Film über die Anfänge der legendären amerikanischen Kochbuchautorin Julia Childs. Und über die New Yorker Bloggerin Julie Powell, die sich vornimmt, in einem einzigen Jahr alle 524
Rezepte aus Childs’ Buch nachzukochen. Es ist auch ein süsser, aber selten klebriger Schmaus hoher Schauspielkunst.
Eat Drink Man Woman (1994)
Von Ang Lee. Mit: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang, Yu-Wen Wang.
Bildgewaltig erzählt der spätere Oscar-Gewinner Ang Lee in seinem dritten Streich die Geschichte eines Vaters und seiner drei Töchter und zelebriert dabei die Kochkunst Taiwans. Ein Film über die
Grundbedürfnisse des Lebens: klingt nach wenig, ist aber so herzlich wie herzhaft.
The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover (1989)
Von Peter Greenaway. Mit: Helen Mirren, Richard Bohringer, Michael Gambon.
Kannibalismus und nackte Geschlechtsteile: Diese teils kultisch verehrte, teils kategorisch verschmähte schwarze Rachekomödie über Opulenz, Dekadenz und Völlerei aus der eiskalten Thatcher-Ära
ist definitiv nicht nach jedermanns Geschmack. Aber gesehen haben muss man es.
20th Century Fox
A Good Year (2006)
Von Ridley Scott. Mit: Russell Crowe, Abbie Cornish, Marion Cotillard.
Ein schnöseliger Börsianer erbt ein Weingut in der Provence, möchte den Verkaufsgewinn einstreichen und verliebt sich dann prompt in die Dorfschönheit und endlich in sein Château. Während Regie
und Kamera besoffen von den mannigfaltigen optischen Reizen durch die überlebenspittoreske Szenerie torkeln und sich wie eine hysterisch knipsende japanische Touristengruppe benehmen, brechen die
pointierten Dialog die gar gediegene Idylle dieser wohl formelhaften, letztlich aber durchaus amüsanten Hollywood-Gaukelei glücklicherweise immer wieder auf.
Diner (1982)
Von Barry Levinson. Mit: Mickey Rourke, Steve Guttenberg, Kevin Bacon.
In diesem hinreissenden Film über fünf Freunde, die sich hartnäckig weigern, erwachsen zu werden, wird zwar vor allem geredet. Die bodenständigen Köstlichkeiten, die man sich im titelgebenden
Stammlokal zwischen die Kiemen schiebt, sorgen dann aber trotzdem immer wieder mal für eine Schwatzpause und fast schon andächtig genussvolle Ruhe.
Tampopo (1985)
Von Jûzô Itami. Mit: Ken Watanabe, Tsutomu Yamazaki, Nobuko Miyamoto.
Zwei Trucker helfen der Besitzerin einer Ramen-Bude dabei, ihr Lokal kulinarisch auf Vordermann zu bringen. Mit viel Witz und einem Hang zur Persiflage wird der Verbindung zwischen Essen und Sex
nachgegangen. Eine sehr japanische und so wunderliche wie wunderbare Angelegenheit.
Ascot Elite
The Founder (2016)
Von John Lee Hancock. Mit: Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch.
Die kontroverse Geschichte über die Gründer von McDonald’s, die den Widerstreit zwischen aufrechtem Unternehmertum und raubtierhafter Kapitalistengier ruhig ein wenig würziger hätte erzählen
dürfen. Entsprechend kein Gourmetstück, aber immerhin währschafte Kinokost und definitiv nahrhafter als ein Big-Mac-Menü.
Indien (1993)
Von Paul Harather. Mit: Josef Hader, Alfred Dorfer, Maria Hofstätter.
Zwei Lebensmittelinspektoren – der eine Schnitzel mampfend und grantig, der andere Salat pickend und redselig – tingeln durch die österreichische Provinz und freunden sich nach zähem Start
allmählich an. Im ersten Gang gibts vor allem Komik, im zweiten dann viel Tragik. Der Film basiert auf einem Kabarettstück, das von den beiden Hauptdarstellern geschrieben wurde.
Butter (2011)
Von Jim Field Smith. Mit: Jennifer Garner, Ty Burrell, Olivia Wilde.
Ja, auch das gibt es in den USA: Wettbewerbe für Butterskulpturen. Dem Vernehmen nach ist diese durchaus geniessbare Komödie eine Satire auf die Präsidentschaftsvorwahlen von 2008 der
Demokratischen Partei. Das bei Pflegeeltern aufgewachsene Mädchen, das an der Iowa State sein Talent fürs Butterschnitzen unter Beweis stellen möchte, ist demnach Barack Obama; und die
erfolgreiche Geschäftsfrau, die es in diesem Wettbewerb zu schlagen gilt, Hillary Clinton.
20th Century Fox
Waitress (2007)
Von Adrienne Shelly. Mit: Keri Russell, Nathan Fillion, Jeremy Sisto.
In einem simplen Diner irgendwo im Süden der USA serviert eine unglücklich verheiratete Kellnerin selbst kreierte Pies, die wahre Kunstwerke sind. Mit Kitsch kokettierend, aber nie klebrig
werdend, hat Regisseurin, Drehbuchautorin und Nebendarstellerin Adrienne Shelly ein intelligentes Werk von lupenreiner Originalität geschaffen, das von ganzem Herzen kommt und selbiges wärmt,
schmelzen oder gar brechen lässt. Tragischerweise durfte sie nicht mehr miterleben, wie ihr Herzensprojekt zum Publikums- und Kritikerliebling avancierte. Ein halbes Jahr bevor es in die Kinos
kam, wurde sie zu Hause ermordet.
Les saveurs du Palais (2012)
Von Christian Vincent. Mit: Catherine Frot, Arthur Dupont, Jean d’Ormesson.
Die wahre Geschichte jener Frau, die zur privaten Köchin des französischen Präsidenten François Mitterand erkoren wurde. Der Film ist mehr so lala als oh, là, là, aber schon noch cool, dass
französische Präsidenten private Köche haben.
Kitchen Stories (2003)
Von Bent Hamer. Mit: Tomas Nortström, Joachim Calmeyer, Bjørn Floberg.
Ein richtiger Publikumsschmeichler war dieser Low-Budget-Film, der in den Fünfzigerjahren spielt. Ein schwedischer Forscher schaut einem norwegischen Junggesellen zu Studienzwecken in den
Kochtopf, freundet sich dabei aber mit dem bärbeissigen Alten an.
Filmcoopi
The Lunchbox (2013)
Von Ritesh Batra. Mit: Irrfan Khan, Nimrat Kaur, Nawazuddin Siddiqui.
Auch das legendär effiziente Lunchbox-Liefersystem Mumbais ist nicht gefeit vor Fehlern. Doch in dieser höchst charmanten Liebeskomödie entspinnt sich aus einem falsch gelieferten Mittagessen
eine zarte Beziehung zwischen einer jungen Hausfrau, die von ihrem Ehemann betrogen wird, und einem wortkargen Witwer, der im Herbst seines Lebens nochmals aufzublühen beginnt.
Soul Kitchen (2009)
Von Fatih Akin. Mit: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu, Pheline Roggan.
Auch eine Liebeserklärung an die Stadt Hamburg ist diese im echten Leben verwurzelte Geschichte über den griechischen Besitzer eines strauchelnden Schnitzel-und-Frikadellen-Restaurants.
Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor Adam Bousdoukos betrieb einst eine griechische Taverne, in der Regisseur und Co-Drehbuchautor Fatih Akin regelmässig zu Gast war.
Delicatessen (1991)
Von Marc Caro & Jean-Pierre Jeunet. Mit: Marie-Laure Dougnac, Dominique Pinon, Pascal Benezech.
Bevor das Regieduo Jeunet/Caro mit «Amélie» Weltruhm erlangte, drehte es diese surreale schwarze Komödie, in der es ein Hausbesitzer in einer postapokalyptischen Welt zu einigem Reichtum bringt,
indem er seinen ausgehungerten Mietern regelmässig einen Gaumengenuss der etwas anderen Art verkauft: das Fleisch des letzten Hausmeisters, den er gerade geschlachtet hat. Bon Appétit!
Unfrosted (2023)
Von Jerry Seinfeld. Mit: Melissa McCarthy, Hugh Grant, Amy Schumer.
Jerry Seinfeld leitet als Regisseur Melissa McCarthy, Hugh Grant und Amy Schumer an? Da ist es doch fast egal, worum es in dieser erst später dieses Jahr erscheinenden Komödie gehen wird. Aber
okay, so viel ist schon mal durchgesickert: Im Michigan des Jahres 1963 treten die beiden US-Rivalen Kellogg’s und Post in einen Wettkampf um die Erfindung eines neuartigen süssen
Frühstücksschmauses. Klingt ja verlockend.