Diese Fernsehkomödie aus dem Jahr 2018 von Christoph Schaub («Nachtlärm») fällt zum einen durch ihren nachgerade exotischen Schauplatz Sagogn und das dort gesprochene Rätoromanisch auf. Und sie
ist zum anderen eine prima Erinnerung daran, welch grossartige Schauspieler und Schauspielerinnen der Kanton Graubünden immer wieder hervorbringt: Bruno Cathomas! Tonia Maria Zindel! Beat Marti!
Und vor allem: Rebecca Indermaur! Um ihre Figur kreist hier das turbulente Geschehen in bester Screwball-Tradition; und wie sie es schafft, dieser nicht nur ein nusstortengrosses Herz, sondern
auch eine schöne Seelentiefe zu verleihen – das ist allerhand und umso beachtlicher, als die Churer Chrakterdarstellerin die rätoromanische Sprache für diese feine Rolle erst noch erlernen
musste.
Indermaur spielt Mona, Mutter zweier Teenager und seit 20 Jahren verheiratet mit Gieri (Cathomas), einem vermeintlichen Knuddelbären, der freilich nicht nur Steinböcke, sondern auch Schürzen
jagt. So vergnügt er sich, während er Mona sträflich vernachlässigt, regelmässig im Wald mit der Yoga-Lehrerin Giulia (Zindel), die eigentlich mit Urs (herrlich linkisch: Marti) verheiratet ist,
der sich mittlerweile aber nur noch fürs Marathontraining interessiert. Diese diversen Arrangements und überhaupt das beschauliche Dorfleben geraten endlich durcheinander, als ein indischer
Pfarrer (Murali Perumal) in Sagogn seinen Dienst antritt. Zumal dieser den Glauben weniger traditionell und seinen Seelsorgeauftrag weiter gefasst interpretiert und im Zuge dessen auch praktische
Lebenstipps insbesondere an die weibliche Dorfbevölkerung verteilt. Weil die sich daraus ergebenden Verwerfungen zuvorderst sexueller Natur sind, haftet «Amur senza fin» durchaus eine gewisse Frivolität an
– nicht übermässig frech zwar, für Fernsehverhältnisse bisweilen aber einigermassen subversiv. Schaub inszeniert das gewohnt kompetent und mit cineastischer Ambition. Das Tempo ist flott, der
Charme bündnerisch unwiderstehlich. Und die Figuren sind kauzig, aber keine Karikaturen. Und so können sie denn auch gebührend brillieren, diese wunderbaren einheimischen Stars: Cathomas! Zindel!
Marti! Und Rebecca Indermaur natürlich!