Happiest Season

 

Für die einen sind es die schönsten Tage des Jahres, für andere hingegen sind Weihnachten die Zeit, die das Schlimmste und Schlechteste in den Menschen – und nicht selten in Hollywood – hervorbringt. In der überhaupt nicht schlimm schlechten Komödie «Happiest Season», dem autobiografisch angehauchten Regiezweitling der Schauspielerin Clea DuVal, sind nun natürlich beide Parteien vertreten. Da ist zum einen die forsche Abby (Kristen Stewart), die seit dem Tod ihrer Eltern gar nichts mehr mit Weihnachten anfangen kann. Und da ist ihre Freundin Harper (Mackenzie Davis), die sich wahnsinnig und wie von Sinnen darauf freut, diese wichtigsten Tage des Jahres im Schosse ihrer ausschliesslich schrecklichen und keineswegs netten Familie zu zelebrieren. Nachdem Harper in einem übermütigen Moment amouröser Glückseligkeit Abby davon überzeugt hat, sie dieses Jahr doch nach Hause zu begleiten, setzt das ein, was Hollywood uns seit je gerne unter den Christbaum legt: ein turbulenter Reigen voller Verwechslungen und Enthüllungen, Familienfehden und anderen Katastrophen. Denn weder Harpers politisch ambitionierter Vater (Victor Garber) noch ihre stets manisch auf den perfekten Schein erpichte Mutter (Mary Steenburgen) wissen etwas von der sexuellen Orientierung ihrer Lieblingstochter, und die beiden Schwestern, die linkisch verdatterte Jane (Mary Holland) und die stahlhart ehrgeizige Sloane (Alison Brie), haben ebenfalls keine Ahnung. Was die Sache aber erst recht übel macht: Harper hat entgegen mehrfachen Beteuerungen auch gar nicht vor, die Welt ihrer konservativen Mischpoke aus den Angeln zu heben und ihr wahres Ich zu offenbaren. Und das lässt Abby Weihnachten jetzt grad noch ein bisschen mehr hassen.

Die Konstellation von «Happiest Season» ist also alles andere als originell, trotz der zeitgeistigen Variation um die homosexuelle Note. Und Clea DuVal macht auch recht früh klar, dass sie gar nicht vorhat, hier das Weihnachtskutschenrad neu zu erfinden. Wie sich nach gut 100 Minuten Spielzeit weisen wird, ist das auch nicht nötig. Denn DuVal kriegt auch mit einem ziemlich klassischen Rezept eine beinahe perfekte Mischung aus Comedy und besinnlich introspektivem Drama gebacken. Was sie aus dem Rohr holt, ist quasi das weihnachtsfilmische Äquivalent zu einem Zimtstern, diesem auch wegen seiner massvollen Süsse immer wieder gern genossenen Evergreen unter den Weihnachtskeksen. Für eine gewisse herbe Note sorgt schon allein die Präsenz von Kristen Stewart, die einen prima Kontrapunkt zu der eher zierlich verzärtelten Mackenzie Davies («Irresistible») abgibt und ausserordentlich gut und natürlich mit der Kino-Newcomerin harmoniert. Mehr dem Komödiantischen zugeneigt ist derweil Mary Holland («Veep»), die ganz anders als ihre von der Familie so sträflich vernachlässigte Figur den anderen ein bisschen die Show stiehlt. Und für vornehmlich nachdenkliche Momente ist dann die wundervolle Aubrey Plaza («Parks and Recreation») in der Rolle von Harpers Ex besorgt. Es ist da mithin für alle was dabei. So wie es an Weihnachten sein soll. Und festlich flott ausschauen tut das Ganze grad auch noch.