Dem Regiedebüt von Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino aus dem Jahr 2001 ist das doch recht knapp bemessene Budget bisweilen zwar durchaus anzusehen. Es macht das aber durch eine ausgeklügelte
Erzählstruktur, feine Charakterzeichnungen und zwei herausragende Hauptdarsteller mehr als wett. «Nella vita non esiste il pareggio» – «im Leben gibt es kein Unentschieden», ist der in Napoli um
1980 angesiedelten Tragikomödie als Motto überschrieben, und die Analogie zum Fussball kommt nicht von ungefähr. So ist einer der beiden Protagonisten, deren Schicksal parallel und weitgehend
unabhängig voneinander geschildert wird, der Fussballer Antonio Pisapia (Andrea Renzi): ein verschlossener, gutgläubiger und schwermütiger junger Mann, dessen Aktivkarriere im Zenit durch einen
Trainingsunfall jäh beendet wird. Das pure Gegenteil von Antonio ist sein etwa zehn Jahre älterer Namensvetter Tony Pisapia (Toni Servillo), ein zynischer und egozentrischer Schnulzensänger, dem
seine Vorliebe für allzu junge Groupies zum Verhängnis und endlich zum Karrierekiller wird.
Wie zwei, denen die Welt eben noch zu Füssen gelegen hat, mit der plötzlich tristen Realität zurande kommen müssen, das erzählt Sorrentino in «L’uomo in più» mit der genau richtigen Mischung aus
Ernsthaftigkeit und Ironie und bereits auch mit einer Prise jenes magischen Realismus, den seine späteren Werke wie «La grande bellezza» oder «Youth» auszeichnet. Für Toni Servillo bedeutete
seine explosive Darstellung des zugekoksten und zunehmend ins Taumeln geratenden Widerlings Tony der Durchbruch und den eigentlichen Startschuss zu einer ruhmreichen Karriere, in deren Verlauf er
schon Giulio Andreotti, Michail Gorbatschow oder Silvio Berlusconi formvollendet verkörpert hat. Für Andrea Renzi hingegen, dessen Figur inspiriert ist vom traurigen, 1994 in den Freitod
gegangenen Ex-AS-Roma-Captain Ago Di Bartolomei, waren die Höhepunkte nach dieser überaus einnehmenden Performance ungleich rarer gesät. Aber das passt ja irgendwie wieder zu ihren Figuren, die
ein ähnliches Schicksal erdulden mögen, deren Strategien zu dessen Bewältigung aber so unterschiedlich sind wie die Herangehensweisen dieser beiden wunderbaren Schauspieler.