Larry (Steve Carell), Sal (Bryan Cranston) und Richard (Lawrence Fishburne) haben zusammen in Vietnam gedient. Und nicht nur das: Sie haben dort auch ziemlichen Mist gebaut, was zum Tod eines
Kameraden, zu unehrenhaften Entlassungen und berechtigten Schuldgefühlen bis zum heutigen Tag geführt hat. Kein Wunder also, suchten die drei das Vergessen, statt den Kontakt aufrechtzuerhalten.
Nun aber, 30 Jahre später im Jahr 2003, steht der stille Larry in Norfolk, Virginia, in der schäbigen Bar des ebenfalls recht heruntergekommenen Sal und schlägt vor, doch auch dem vom Hallodri
zum Pfarrer metamorphosierten Richard einen Besuch abzustatten. Nur um das Auffrischen von Erinnerungen geht es Larry indes nicht, wie sich weisen wird. Vielmehr erhofft er sich von seinen
einstigen Freunden Beistand in seiner dunkelsten Stunde: Sie sollen ihn zur Beerdigung seines im Irak gefallenen Sohnes auf dem Militär-Friedhof Arlington begleiten.
Es kommt dann freilich alles ein bisschen anders in Richard Linklaters Tragikomödie «Last Flag Flying» (2017), der inoffiziellen Fortsetzung des Hal-Ashby-Klassikers «The Last Detail» (1973). Was wir mit
Larry, Sal und Richard nun erleben, ist ein pleiten-, pech- und pannengesäumtes Buddy- und Roadmovie mit Leichnam, das die drei von Washington über New York und Boston nach New Hampshire führt.
Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was daraus in weniger versierten Händen als jenen des «Boyhood»-Regisseurs hätte werden können: ein tonal und geschmacklich herausgeforderter Oldie-Klamauk
vielleicht. Oder aber ein trübsalgetränktes Pathosstück. Nichts dergleichen ist «Last Flag Flying». Stattdessen zeigt Linklater einmal mehr, worin er sich von den meisten seiner
Hollywood-Kollegen abhebt: seiner Fähigkeit, Menschen zu verstehen, ihre Sorgen ernst zu nehmen – und so Figuren zu kreieren, deren Schicksal einen nie kaltlässt. Dass Carell, Cranston und
Fishburne sich auch noch in absoluter Hochform präsentieren, wenn sie über Krieg und Schuld, Familie und Trauer, Patriotismus und Freundschaft debattieren, ist dabei natürlich auch durchaus
hilfreich.