Little Fires Everywhere

 

Es ist eine rundum erfreuliche und absolut sinnvolle Entwicklung, dass populäre Romane statt fürs Kino nun vermehrt als Miniserie adaptiert werden. Verblüffend ist bloss, dass die hierbei auf der Hand liegenden und in europäischen Gefilde seit je demonstrierten Vorteile erst unlängst auch in den USA verbreitet durchgedrungen sind. Umso erfreulicher sind dafür die daraus resultierenden Ergebnisse, die wir wie so vieles Erfreuliche in erster Linie den Streamingdiensten zu verdanken haben: Werke wie «Olive Kitteridge», «Sharp Objects» oder «Mildred Pierce» gehören zu den prächtigsten Literaturadaptionen überhaupt (und über mehrstaffelige Buchverfilmungen wie «Friday Night Lights», «The Leftovers» oder «Justified» fangen wir jetzt erst gar nicht an zu schwärmen).

Ein neuerer Eintrag in dieser jungen Tradition ist das achtteilige Drama «Little Fires Everywhere», basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Celeste Ng aus dem Jahr 2017. Es ist dies binnen kürzester Zeit auch der dritte Fernsehauftritt von Reese Witherspoon. Und die Rolle, die die Oscar-Preisträgerin hier übernommen hat, ist jener aus «Big Little Lies» nicht unähnlich: die der auf Perfektion bedachten und den äusseren Schein über alles stellenden Vorortstyrannin Elena Richardson, die es sich aus schalldicht verschlossenem Frust über verpasste Gelegenheit und hergeschenkte Träume zur Lebensaufgabe gemacht hat, das Handeln ihrer Mitmenschen ganz genau unter die Lupe zu nehmen und auf den Prüfstand zu stellen. Ihren Mann (Joshua Jackson) hat die Teilzeitjournalistin längst unter Kontrolle gebracht, und zumindest drei ihrer vier Kinder vermag sie die meiste Zeit in Schach zu halten. Doch da ist eben auch die Problemtochter Izzy (Megan Stott), die schon in der vorausblendenden Eröffnungsszene unter Verdacht gestellt wird, das titelgebende Feuer in der villenhaften Residenz der Richardsons gelegt zu haben. Und fast mehr noch raubt ihr der Neuankömmling Mia (Kerry Washington) den Schlaf, eine schwarze Künstlerin, die offenbar ein dunkles Geheimnis hütet, das Elena partout lüften muss. Nachdem es zunächst so ausgeschaut hat, als ob sich zwischen Elena und Mia eine – freilich komplizierte – anbahnen könnte, entwickelt sich bald einmal ein regelrechter Psychokrieg, in dem die mannigfaltigen Aspekte des Mutterseins, aber auch heikle Klassen- und Rassenfragen erörtert werden. Wie in der Buchvorlage geschieht das auch auf dem kleinen Schirm auf grösstenteils profunde Art und Weise; und wiewohl die überaus stilvoll inszenierte Serie bisweilen der Mut verlässt, tappt sie sich dabei doch auch immer wieder vorsichtig an Abgründe heran. Und das wiederum gibt dann nicht nur Witherspoon und Washington die Chance zu glänzen, sondern auch einigen der Youngsters, allen voran der erstaunlichen Lexi Underwood in der Rolle von Mias Tochter Pearl.