Diese mehrfach preisgekrönte Literaturverfilmung aus dem Jahr 2013 hat alles, wirklich alles, was das zarte Cineasten-Herz begehrt: Sie ist warmherzig und hellsichtig, kurzweilig und tiefgründig,
humorvoll und ernsthaft in ihrer Betrachtung der typischen Sorgen und Nöte zweier Teenager, die unterschiedlicher nicht sein könnten; sie ist eine in wunderschönen Sommerfarben fotografierte
Schilderung des Arbeiterklasse-Lebens in einer mittlergrossen Stadt im südöstlichen US-Bundessaat Georgia; und sie hat eine Besetzung zum Niederknien voller talentierter Nachwuchskräfte (Miles
Teller, Shailene Woodley, Brie Larson) und versierter Charakterköpfe (Kyle Chandler, Bob Odenkrik, Jennifer Jason Leigh).
In knappen anderthalb Stunden erzählt Regisseur James Ponsoldt («The Circle») in «The Spectacular Now» die Coming-of-Age-Geschichte von Sutter (Teller) und Aimee (Woodley). Sutter ist ein Hallodri reinsten
Wassers: allseits beliebt und ungemein charmant, aber nicht eben von der zuverlässigen Sorte. Das pure Gegenteil davon ist die schüchterne und streberhafte Aimee, die den feschen Spitzbuben eines
Morgens beim Zeitungaustragen noch halb trunken in einem fremden Garten findet. Zwischen den beiden Sympathieträgern entspinnt sich in der Folge eine fein und zärtlich gezeichnete Beziehung, der
man alles Glück der Welt wünscht, die aber auf wackligem Fundament steht. In seiner Angst vor dem Erwachsenwerden blendet Miles alles aus, was nach der Highschool kommen könnte, verweigert sich
«dem Ernst des Lebens» und entwickelt Trinkgewohnheiten, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten und gefährlich nahe an die Grenze zur Sucht führen. Aimee hingegen hat einen klaren Plan und schon
eine Zusage von einem College in Philadelphia. Aus dieser durchaus klassischen Konstellation zaubert Ponsoldt einen Film von einer gewissen Einzigartigkeit auf die Leinwand. Was diesen von vielen
seiner Genregenossen abhebt, ist, dass er das Drama von Sutter und Aimee mit einer Ernsthaftigkeit behandelt, die mit deren Empfindungen in Einklang steht und dem delikaten Thema gerecht wird:
diesem schwierigen Übergang vom endgültigen Abschiednehmen von der Kindheit zum angst- und hoffnungserfüllten Aufbrechen in die grosse fremde Welt. Dass der Film dies aus einer frischen
Perspektive und ohne Predigen von filmisch tradierten Wertvorstellungen tut, ist ihm umso höher anzurechnen; und dass er dabei nicht gänzlich mit den Genrekonventionen bricht, ist weder störend
noch wertmindernd. Es passt perfekt zu einem Film, der dem Unperfekten huldigt. Auf unbekümmerte, liebevolle und auch – dank der grandiosen Hauptdarsteller – geradezu spektakulär einfühlsame
Weise.