The White Orchid

 

Zugegeben, der ganz grosse Wurf mag dieser stylishe und nicht unclevere Film noir aus dem B-Fach nicht sein. Und doch gibt es einige, letztlich sogar verblüffend viele triftige Gründe, «The White Orchid» eine Chance zu geben. Da wäre als Erstes der Schauplatz: die Kleinstadt Morro Bay im San Luis Obispo County im Süden Kaliforniens – ein malerischer Flecken an der Küste zwischen San Francisco und Los Angeles. Perfekt hierhin passt die fesche Hauptdarstellerin Olivia Thirlby. Den Namen der mittlerweile 33-jährigen New Yorkerin hat man ja eigentlich schon länger auf der Liste, um genau zu sein seit 2007, als sie im Oscar-prämierten Publikums- und Kritikerhit «Juno» der gewiss nicht zu knapp charismatischen Ellen Page die eine oder andere Szene gestohlen hat. Der Durchbruch wollte Thirlby dann aus was weiss der Teufel für Gründen freilich ums Verrecken nicht gelingen, sodass es jetzt halt immer eine umso schönere Sache ist, sie in einer ihrer viel zu raren Hauptrollen bestaunen zu dürfen. Und in Regisseur und Drehbuchautor Steve Anderson hat sie hier jemanden im Boot, der mindestens so vernarrt ist in sie und der sie mithin funkeln und strahlen und leuchten lässt.

Anderson ist offenkundig aber nicht nur ein Olivia-Thirlby-, sondern mehr noch ein grosser Film-noir-Fan – ja er hat sogar das «Humphrey Bogart Estate» und namentlich Bogeys Sohn Stephen dazu gebracht, seinen Film mitzuproduzieren. Kein Wunder, kommen ein paar selige Erinnerungen an «The Good Sleep» und «The Maltese Falcon» auf, wenn das scheue Mauerblümchen Clair (Thirlby) in ihrer Funktion als Ermittlerin für das Sozialamt eben in Morro Bay im Fall einer bestialisch ermordeten blonden Femme fatale ermittelt, deren sexuell ausschweifender und geheimnisumwitterter Lebenswandel sie sofort in Bann schlägt. Mehr noch: Claire ist mit der Zeit regelrecht besessen von der Toten – und damit kommen wir nun zum wirklich entscheidenden Punkt, der für «The White Orchid» spricht. Denn ausdrücklicher und vor allem auch augenfälliger als die Bogart-Filme dienen Anderson hier drei andere Klassiker als Referenzpunkte, drei der grössten Thriller der Filmgeschichte notabene: Otto Premingers «Laura», Alfred Hitchcocks «Vertigo» und David Lynchs «Mulholland Dr.». Und auch wenn sein Film die eine oder andere Liga tiefer spielt: Solche Vorbilder zu haben, zeugt nun mal von gutem Geschmack. Ebenso wie die Wahl des Drehorts und die Besetzung der Hauptrolle. In der Tat also ein paar triftige Trümpfe!